Entwicker/Publisher: Terrible Toybox/Devolver Digital
Einscheinungsdatum: 2022
Genre: Grafic-Adventure
Plattform: Nintendo Switch / PC
Story
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Guybrush Threepwood ist ein mächtiger Pirat. Also wirklich jetzt. In Return to Monkey Island hat Guybrush Threepwood es endlich geschafft nicht nur als Pirat anerkannt zu werden. Nein, er hat es sogar geschafft mit seiner Flamme Elaine einen Nachfolger in die Welt zu setzen. Und genau dem erzählt er diese Geschichte, in der wir die Kontrolle über seinen Charakter übernehmen um die Erzählung zu einem möglichst guten Ende zu führen.
Und in der Geschichte geht es, wie sollte es auch anders sein, um das Geheimnis von Monkey Island. Denn unserem Helden ist nach all den Jahren und all den Abenteuern aufgefallen, dass er zwar immer viel mit der Affeninsel zu tun hatte, ein wirkliches Geheimnis hat er ihr allerdings nie entlocken können.
Dummerweise ist er nicht der Einzige dem das aufgefallen ist. Auch sein ständiger Widersacher und Nemesis Le Chuck hat dies bemerkt und sich kurzerhand auf den Weg gemacht das Geheimnis von Monkey Island endgültig zu lüften.
In der Rolle von Guybrush versuchen wir nun dem Geisterpiraten zuvor zu kommen. Dabei besuchen wir altbekannte sowie neue Schauplätze, treffen alte und neue Charaktere und entmystifizieren so einige Fragen indem wir feststellen, dass wir die Antwort eigentlich gar nicht wissen wollten.
Und das ist es auch worum es in Return to Monkey Island eigentlich geht. Ron Gilbert will seinen Held ein wenig in die Jahre kommen lassen, ihn ein Abenteuer erleben lassen von dem er hofft dass es seine glorreichen Zeiten zurück holt und ihn sowohl scheitern als auch bestehen lassen. Und das gelingt dem Team um Ron Gilbert erstaunlich gut.
Die eigentliche Geschichte ist abgefahren und gut wie eh und je. Guybrush macht sich auf um eben das Geheimnis der Insel vor Le Chuck an sich zu bringen. Dazu maskiert er sich und heuert auf Le Checks eigener Expedition an, mit dem Ziel kurz vor Monkey Island eine Meuterei anzuzetteln, das Schiff zu übernehmen und sich den Schatz (oder was auch immer) selber zu krallen.
Gleichzeitig sind auch die neuen Piratenbosse hinter dem Geheimnis her und versuchen sowohl Guybrush als auch Le Chuck auszubooten. Doch auch mit diesen drei Schurken plant der mächtige Pirat fertig zu werden. Schließlich muss er nur eher ans Ziel kommen als sie.
Natürlich geht der Plan schief und Guybrush verlässt kurz vor Monkey Island unfreiwillig das Schiff, seine von Le Chuck gestohlene Karte – eine Falle der Piratenanführer und wie sich sehr bald heraus stellt – ist das Geheimnis von Monkey Island auch gar nicht auf Monkey Island sondern im Voodoo-Shop auf Melee-Island.
Ich könnte jetzt die ganze Geschichte im Detail erzählen, aber das würde ewig dauern, nicht annähernd an den Humor und den Spaß heran kommen den das Spiel macht und die ganzen schönen Wendungen und wirklich tiefen Hintergründe der Geschichte verderben. Aber glaubt mir einfach, die Geschichte ist spitze und typisch Monkey Island.
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Gameplay
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Das man bei Grafik-Adventures nicht viel falsch machen kann ist eigentlich klar. Das Genre ist ziemlich strikt definiert und ein gutes Adventure steht und fällt eigentlich immer mit den Rätseln. Im Falle von Return to Monkey Island steht das Abenteuer und es steht wie eine eins.
Denn genau die Rätsel sind es, die das Spiel so gut machen. Es gibt zwar zwei Schwierigkeitsgarde für Anfänger und Veteranen, doch die Aufgaben sind so fair und logisch, dass sich meiner Meinung nach niemand Sorgen machen müsste wenn er zum höheren Schwierigkeitsgrad greift.
Für den Fall der Fälle gibt ja noch ein ins Spiel integriertes Hinweisbuch, in dem man sich jederzeit Hilfe holen kann.
Das sollte aber äußerst selten nötig sein. Die Zeiten in denen man stundenlang jeden Gegenstand mit allem kombiniert was man findet sind vorbei. In diesem Spiel weiß der Spieler immer was er gerade braucht und warum – naja, also zumindest fast.
Dazu kommen viele kleinere und größere Anspielungen an die alten Spiele und eine Menge Fanservice. Und obwohl man nie viel Zeit verliert kann einen das Spiel durchaus für 10h oder länger fesseln. Dieses Abenteuer ist ein Traum für jeden Piratenfan.
Steuerung
Adventures hatten eine etwas mühselige Zeit zwischen dem klassischen SCUMM System und neueren, textbausteinfreien Varianten. So konnte man eine Zeit lang einfach zwischen verschiedenen Symbolen durchwechseln, oder kontextsensitiv einfach alles anklicken und der Rest ging automatisch.
Aber all diese Variationen hatten eines gemeinsam: Sie waren in erster Linie für den PC konzipiert. Rechter Mausklick hier, bewegen des Cursors da. Das war auf Konsolen schon immer ein wenig umständlich.
Heutzutage ist da natürlich anders. Heutzutage ist die Steuerung auch bei Grafik-Adventures perfekt auf den modernen Controller zugeschnitten. Das bedeutet, dass wir Guybrush bequem mit unserem Analogstick durch die Welt bewegen können. Stehen wir neben einem Gegenstand, den wir ansehen oder verwenden können, wird dieser hervorgehoben. Befinden sich mehrere Gegenstände in Reichweite können wir mit den Schultertasten zwischen den verschiedenen Optionen durchschalten. Und zu guter Letzt wird uns noch angezeigt wenn wir zwei Optionen für den ausgewählten Gegenstand haben (anschauen/mitnehmen), mit welchem Knopf wir welche Aktion auslösen.
Das klingt alles ganz einfach und wunderbar. Ist es auch. Nur dann und wann erreicht man einen Gegenstand trotz Schultertasten nicht und muss sich neu positionieren. Aber das ist verschmerzbar. Alles in allem is die Steuerung von Return to Monkey Island fast perfekt.
Design
Hah! Oder auch nicht hah! Ganz wie man will – denn das Design von Monkey Island stößt ganz traditionell den ein oder anderen Fan vor den Kopf – zumindest seit dem dritten Teil.
Auch mir ging es so, schon bei den alten Monkey Island Spielen. So kann ich mich erinnern, dass ich außer bei Teil 2 immer erst mit dem Kopf geschüttelt habe und meine alte, bekannte Pixelgrafik zurück haben wollte.
So auch hier. Und wie bei allen anderen Teilen auch habe ich mich sehr schnell an den neuen Stil gewöhnt und fand ihn nach kurzer Zeit perfekt. Jawohl, perfekt. Monkeys Island ist nunmal schräg, anders und nicht gerne konventionell. Daran habe ich mich in meiner Jugend gewöhnt und gelernt es gut zu finden. Und auch hier finde ich es wieder faszinierend, wie schnell mich ein Spiel von „äh, wirklich?“ zu „ja, absolut!“ ziehen kann, wenn ein etwas gewöhnungsbedürftiger Stil einfach wie angegossen zum Rest des Werkes passt.
Zwar kann ich durchaus verstehen, wenn nicht jeder meine Meinung teilt und einige Fans der alten Teile am Anfang ein wenig skeptisch oder vielleicht sogar nachdem sie das Spiel gespielt haben noch nicht warm mit dem Design geworden sind. Trotzdem kann ich jedem Gamer nur ans Herz legen dem Stil eine Chance zu geben. Glaubt mir, es ist genau der Stil den dieses Spiel braucht.
Sound
Wer kann sich nicht an die eingängige Melodie von Monkey Island erinnern? Ich zumindest habe sowohl den piepsigen Speaker von damals auch auch den satten Sound meiner ersten, nur für dieses Spiel gekauften Soundkarte in den Ohren, der mir damals aus den Boxen entgegen schallte.
Return to Monkey Island bedient sich einiger alter, aber auch neuer Themen, ohne sich dabei jemand zu weit von dem originalen Spiel zu entfernen oder wie ein billiger Klon zu wirken.
Nein, vielmehr kommt man hier wirklich in den Genuss einer gelungenen Hommage an einen Klassiker mit viel akustischem Fanservice und eigenständiger Musik.
Sowohl die Soundeffekte als auch die Musik passen sich wie der Rest des Spiels in das große Gefüge des Monkey Islands ein und scheinen gleichzeitig nostalgisch alt und trotzdem auf der höhe der Zeit zu sein. Ich liebe es!
Spielspaß
Guybrush Threepwood ist zurück! Und das nicht unter der Feder von irgendwem. Niemand anderes als Robin Gilbert hat diesen „Helden“ meiner Kindheit wiederbelebt! Wie geil ist das denn?
Sehr geil, um genau zu sein. Die Gefahr bei so alten Klassikern ist ja immer, dass man sie über die Jahre hinweg zu sehr glorifiziert und einen potentiellen Nachfolger somit von vornherein zum Scheitern verurteilt. Manche Spiele sind aber auch wirklich so unglaublich gut, dass sie einfach nicht mehr erreicht werden können und man es am besten gar nicht erst versuchen sollte.
Und dann gibt es da noch die Spiele die so gut sind, dass es wirklich keinen Wert hat sich an einen Nachfolger zu wagen und die trotzdem einen neuen Teil bekommen, der es aber wie durch ein Wunder schafft wirklich dass alte Gefühl aufzufrischen und den Spielspaß des Vorgängers erneut einzufangen. Und so ein Spiel ist Return to Monkey Island.
Wer den Vorgänger nicht kennt wird hier zum Fan der Reihe werden und hoffentlich die ersten Teile nachholen. Wer Fan der alten Teile ist wird vor Freude vor der Mattscheibe zerfließen und weinen wenn er den Abspann sieht und weiß, dass das Spiel nun vorerst zu Ende ist. Return to Monkey Island schafft es nicht nur nostalgische Gefühle zu entfachen, sondern auch gezielt mit diesen zu spielen und mit ihnen eine Message zu überbringen, die man spätestens dann versteht, wenn man Ron Gilberts comment am Ende des Spiels aufmacht sich diesen zu Gemüte führt. Was für eine gelungene Fortsetzung!