Review Tim in Tibet

Entwicker/Publisher: Infogrames/Infogrames

Einscheinungsdatum: 1995 (SNES) – 1996 (Mega Drive/GameBoy/GameGear/MS-DOS)

Genre: Plattformer

Plattform: SNES, Mega Drive, GameBoy, GameGear, PC

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Tim und Struppi ist eine der sehr alten und beliebten Serien, die auf der ganzen Welt bekannt ist. Der Reporter und sein Hund erleben Abenteuer auf der ganzen Welt, kämpfen gegen Bösewichte, überwinden Stürme, Lawinen, verrückte Schwertkämpfer und was sich sonst noch so alles in ihren Weg stellt.

Dabei helfen ihnen Freunde, die sie Stück für Stück in ihren Abenteuern kennen lernen und die der Leser sofort in sein Herz schließt, wie den aufbrausenden Kapitän Haddock oder den zerstreuten Professor Bienlein. Alles in allem also perfekte Voraussetzungen für eine Spieleumsetzung. Das dachte sich auch Infogrames, als sie 1995 das Spiel zum Comic „Tim in Tibet“ für das SNES veröffentlichten. Dabei bot Tim mit seinen Abenteuern natürlich die perfekte Vorlage für eine ganze Reihe an Genres. Ein klassisches Grafik-Adventure hätte ebenso gepasst wie ein Plattformer oder ein Action-Spiel. Infogrames entschied sich zu einer Art Jump’n Run. Ob das was geworden ist, seht ihr jetzt.

Story

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Wer die Comics kennt, weiß worum es in diesem Teil geht. Der Reporter Tim hat in einem früheren Teil den kleinen Jungen Tschang kennen gelernt indem er ihn aus einem reißenden Fluss gezogen und ihm somit das Leben gerettet hat. In „Tim in Tibet“ kündigt Tschang nun per Post an, seinen Freund Tim besuchen zu wollen. Unglücklicherweise stürzt die Maschine, in der sich Tschang befindet, im Gebirge von Nepal ab und der junge Freund wird als vermisst gemeldet und für tot gehalten.

Tintin unterwegs

Tim jedoch kann sich damit nicht abfinden. Er träumt, dass sein Freund noch lebt und macht sich auf die Suche nach diesem. Sein Freund Haddock und sein treuer Hund Struppi sind natürlich mit von der Partie. Die Story ist so nah an der Vorlage wie man sein kann. Sogar die Rettung Tschangs aus dem reißenden Fluss, die eigentlich in einer anderen Geschichte passiert, wird nachgespielt um die Zusammenhänge zu erklären. Natürlich fehlt es dank der Technik an ausgiebigen Zwischensequenzen. Doch hier hat Infogrames es sich geschickt zunutze gemacht, dass es sich um eine Comicvorlage handelt. Kurze Bilder mit Sprechblasen erzählen die Erlebnisse zwischen den einzelnen Leveln. Leider geht ein wenig am Charm der Vorlage dabei verloren, da einige typische Szenen wie Haddock, der auf einer Kuh reitet oder eine viel zu scharfe Chili dem Schnitt zum Opfer fallen mussten. So bleibt lediglich ein rudimentärer Teil der Geschichte bestehen, der aber für Fans, die den Comic ohnehin kennen, reichen sollte. Alle anderen haben eine solide Geschichte wie sie bei früheren Spielen üblich war. Hier gibt es keine große Kritik zu üben.

Story

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Gameplay

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Oh! Mein! Gott!

Ich bin mir nicht sicher wie ich anfangen soll ohne die Werke des Meisters Hergé zu in den Schmutz zu ziehen. Als großer Fan seinen Sohnes Tim wollte ich ja, dass mir dieses Spiel gefällt. Ich wollte es wirklich. Aber dieses Werk ist mit ziemlicher Sicherheit das schlechteste Spiel das ich je gespielt habe. Aber immer der Reihe nach, fangen wir von vorne an.

Es handelt sich bei diesem Spiel laut Wiki um ein Jump’n Run. Ganz so kann ich da nicht zustimmen. Sicherlich sind ein Großteil der Level Hüpf und Renn-Passagen. Aber gleichzeitig gilt es hin und wieder kleinere Rätsel zu lösen, Gegnern in die dritte Dimension auszuweichen und vor allem den richtigen Weg zu finden.

Klingt lustig? Das könnte es auch sein. Ist es aber leider nicht. Denn so ziemlich alles an dem Spiel ist unfair. Und damit meine ich nicht einfach nur den Schwierigkeitsgrad.

Es fängt an beim Zeitlimit. Wenn man das Spiel das erste mal spielt, wird man sich umsehen, die wirklich hübsche Grafik genießen und die Mechanik kennen lernen wollen. Pustekuchen. Denn hier schlägt das sehr knapp bemessene Zeitlimit zu, das einem schon nach kurzer Zeit in Form von Professor Bienlein klar macht, dass einem die Schlendere gerade eine Leben gekostet hat.

Also vergessen wir den Spaziergang und hasten durch die Level. Nicht immer ganz einfach, wenn man nicht weiß, wohin man muss und es zwischendurch noch ein paar Rätsel zu lösen gilt. Aber auch das wäre wohl noch verkraftbar gewesen, wären da nicht die plötzlich auftauchenden Hindernisse. Tim und Struppi ist ein Try&Error Game, bei dem man sich den Weg durch die Level auswendig merken muss. Man geht ein Stück weiter, bekommt Schaden und merkt sich fürs nächste Mal dass man an dieser Stelle springen oder sich ducken oder sonst irgendetwas machen muss. Beim nächsten Mal wenn man diese Passage spielt (und man wird sie spielen, da die Level voll von solchen Situationen sind und man schnell ein Leben verliert) denkt man dann hoffentlich daran genau dies zu tun.

Es gibt auch keine Speicherfunktion oder Checkpoints. Lediglich eine Passwortfunktion alle paar Level speichert den Fortschritt, so dass man zumindest nicht das ganze Spiel ein einem Rutsch durchspielen muss. Wer aber einmal die ganzen Wege auswendig weiß, der könnte das durchaus tun. Denn alles in allem dauert das gesamte Spiel keine Stunde zum durchspielen. Und durch die Zeitbegrenzung der einzelnen Level kann man auch gar nicht viel länger brauchen.

Ich sollte vielleicht noch die Abwechslung der einzelnen Level loben und die vielen guten Ideen die eingeflossen sind, wie das Klettern mit Tim und Haddock, die zusammen an einem Seil hängen. Man muss die Figuren abwechselnd bewegen und aufpassen, dass das Seil nicht zu sehr gespannt wird, sonst stürzt man ab. Oder das Ausweichen in die dritte Dimension, welches eine sehr interessante Idee ist. Doch die Umsetzung ist so schlecht, dass ich all diese Dinge vielleicht auch wieder nicht aufzählen sollte. Hier wurde so viel Potential verschenkt, dass alleine das Minuspunkte geben müsste.

Gameplay

Steuerung

Hatte ich schon Oh! Mein! Gott! gesagt? Dann sage ich es hier nochmal. Oh! Mein! Gott!

Es ist vielleicht nicht die schlechteste Steuerung die ich je gespielt habe, aber von gut ist sie so weit entfernt, dass es keinen Unterschied mehr macht.

Das Laufen und Springen ist auf unterem Durchschnitt. Tim bewegt sich nach rechts und links wie er soll. Beim Springen hat man öfter das Gefühl man würde durch den Boden auf dem man landen will hindurch springen.

Gerade in hektischen Situationen kommt der Reporter nicht ganz in die Gänge und hüpft dann man einen kleinen, unbedeutenden Hopser nach vorne und somit in den Abgrund, manchmal springt er auch gar nicht. Wenn man sich bücken will fängt er plötzlich zu kriechen an, wenn man kriechen will bewegt er sich keinen Zentimeter vom Fleck. Das Kletterbeil setzt er nur hin und wieder ein, will man etwas aufheben und steht nicht zu hundert Prozent am richtigen Fleck, so bückt sich Tim lediglich und nichts passiert. Und all diese Dinge mit einem knappen Zeitlimit im Rücken, das kaum Verzögerungen verzeiht. No fu&%/&ing way!

Steuerung

Design

Kommen wir endlich zur großen Stärke des Spiels. Fans des Reporter-Hund-Teams können sich zumindest ein Let’s Play ansehen. Denn die Grafik ist genau das was man sich unter einem Tim und Struppi Spiel am SNES vorstellt.

Die Hintergründe sind detailliert, Tim und alle weiteren Charaktere sind super getroffen und alles hält sich sehr nah an der Comicvorlage.

Auch die Idee die Zwischensequenzen in Comicbildern zu erzählen gefällt mir sehr gut. Dazu sind auch die Animationen geschmeidig und die einzelnen Level sind sehr abwechslungsreich und hübsch gestaltet. Es ist fast schon schlimm wie gut das Design im Vergleich zum Rest vom Spiel ist.

Design

Sound

Hier gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Ist die Titelmelodie noch ganz stimmungsvoll und macht Lust auf mehr, verschwimmt die Musikuntermalung im weiteren Verlauf mehr und mehr zum Einheitsbrei. Sie ist nicht nervig oder schlimm, aber auch kein Highlight.

  • Tims Ausrufe beschränken sich auf ein paar Schmerz oder Todesrufe wenn er mal wieder in die Tiefe stürzt. Viel kann man dazu eigentlich nicht sagen.
Sound

Spielspaß

Ich weiß nicht ob ich das überhaupt nich schreiben muss, aber Tim in Tibet ist kein gutes Spiel. Wer auf Try&Error Spiele und stundenlanges Auswendig lernen des Weges mit knappen Zeitlimit steht kann dem ganzen gerne einen Versuch geben. Aber alle Anderen lassen lieber die Finger davon. Fans von Tim und Struppi schauen sich lieber das Let’s Play an und erfreuen sich an der hübschen Grafik. Sollte dennoch jemand so risikofreudig sein, sich auf das Spiel einzulassen empfehle ich eine Emulation oder ein Retron5, bei dem man eigene Zwischenspeicher anlegen kann. Das macht das Spiel nicht erträglich, vermindert aber die benötigte Zeit in der man sich selbst quält.

Spielspaß