Review Policenauts

Entwicker/Publisher: Konami/Konami

Einscheinungsdatum: 1994 (NEC), 1995 (3DO), 1996 (Playstation, Sega Saturn)

Genre: Visual Novel/Lightgun Shooter

Plattform: NEC, 3DO, Playstation, Sega Saturn

Hideo Kojima dürfte vielen Spielern ein Begriff sein, hauptsächlich durch seine Metal Gearbeitet Solid-Reihe, jüngeren Spielern vielleicht auch durch das Spiel Death Stranding. Alte Hasen werden sich aber mit Sicherheit auch an die viel gefeierte Visual Novel Policenauts erinnern, die seinerzeit nur in Japan erschien. Schon hier zeigte Kojima seine Begeisterung für filmreife Geschichten und deren Inszenierung.

Story

Policenauts ist eine gelungene Mischung aus Lethal Weapon, Mass Effect, Crime Noir und einer Seifenopa mit einem Schuss japanischen „krasse Wendung Teil 3, wir legen nochmal einen drauf“.

Das mag im ersten Moment natürlich ein wenig komisch klingen, geht im Endeffekt aber wunderbar auf. Jonathan Ingram wird zusammen mit vier weiteren Polizisten, die weltweit jeweils zur Elite gehören, dazu berufen auf der weltweit ersten Weltraumstation die eine ganze Stadt beherbergen kann für Recht, Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Noch während des Baus der Station sind diese „Policenauts“ mit dabei und überwachen die Arbeiten und testen Prototypen, die später zum Einsatz kommen sollen.

Hierbei allerdings geschieht ein Unfall und unser Held wird hilfslos ins All hinaus geschleudert. Zwar hat er eine Rettungskapsel bei sich, doch niemand weiß ob Jonathan in der Lage war sie zu aktivieren oder nicht. Er gilt als verschollen und schließlich tot.

25 Jahre später wird sein Kapsel wieder entdeckt und der in Status versetzte Astronaut gerettet. Alle seine Freund sind gealtert, das Leben hat sich weiter gedreht, die Raumstation ist belebt und blüht und gedeiht ebenso wie der Organhandel und Entführungen auf der Erde. Für Jonathan Ingram bedeutet dies ein Neuanfang als Privatdetektiv im typischen Crime Noir Stil. Und hier beginnt unsere Geschichte.

Richtig, das war nur die Vorgeschichte vor dem Prolog, die wir anhand von Zeitungsschnipseln, Bildern und Selbstgesprächen des Protagonisten erzählt bekommen. Die eigentliche Geschichte startet als Jonathans Ex-Frau ihn aufsucht um ihn um Hilfe zu bitten. Ausgerechnet ihr neuer Mann ist verschwunden und Jonathan soll ihn für sie suchen.

Doch unser Held will nicht so Recht. Er erbittet sich Bedenkzeit. Bevor er sich allerdings wirklich entscheiden kann wird seine Ext-Frau vor seinen Augen in die Luft gejagt und die Entscheidung somit für ihn getroffen. Jonathan Ingram wird auf die Station auf der er damals seinen Unfall hatte zurück kehren und den Fall für seine verstorbene Ex lösen.

Der Rechte ist Mel Gipson, der Linke aber nicht sein Partner

Das klingt jetzt erstmal nur nach Crime Noir mit ein wenig Science Fiction. Ist es soweit auch. Doch wer das Spiel spielt wird schon bald merken woher der Lethal Weapon Vergleich kommt. Jonathan Ingram und sein Ex- und in Spiel Wieder-Partner sind sowohl vom Aussehen als auch vom Charakter und dem Humor eins zu eins das Helden-duo des amerikanischen Action-Highlights.

Dass Mass Effect nicht Policenauts inspiriert hat, sondern wohl eher umgekehrt brauche ich wohl nicht zu erklären. Doch das ändert nichts daran dass die Station und einiges vom Flair sehr an Bioware Sci-Fi-Reihe erinnern. Und zu guter letzt kommt da die Soap zum tragen, wo es um Kinder, Eltern, Gefühle und eben auch mal ein kaltes Gemüt geht. Das ganze wird garniert mir ein wenig „Wir sind noch nicht am Ende. Hier ist noch ein Kind und das ist die Mutter! Oh no!“.

Und ich sage es nochmal. Das klingt komisch, aber es funktioniert. Gut, ein Kind weniger wäre besser gewesen. Trotzdem. Es funktioniert.

10
Story

Gameplay

Policenauts ist eine Mischung aus Light Gun-Shooter und Visual Novel. Wobei – eigentlich ist es eher eine Visual Novel mit Light Gun-Shooter Elementen, was auch besser so ist. Zwar stelle ich mir die Shooter Passagen mit einer Light Gun sehr spassig vor, doch funktioniert das dummerweise nicht so einfach mir einem Emulator auf dem Steam Deck (obwohl es Bestimmt Möglichkeiten gäbe) und die Steuerung dieser Passagen mit dem Controller ist… nicht schön.

Aber fangen wir doch von vorne an. Das Gameplay ist im Genre Visual Novel eigentlich immer recht simpel gehalten. Wir spielen hier quasi den kleinen Bruder des Point&Click Adventures. Es gibt Rätsel, doch diese sind meist sehr simpel und die Story geht oft schon weiter wenn man nur den richtigen Ort besucht oder den richtigen Personen die richtigen Fragen gestellt hat. So auch hier.

Im Vordergrund des Spiels steht ganz klar die Story, dies ist ein Film zum spielen. Das bedeutet das Action-Fans trotz der Shooter Einlagen kaum auf ihre Kosten kommen werden. Fans von ruhigen Geschichten mit viel Text und Hintergrundinformationen werden hingegen gut bedient werden. So gibt es an fast jedem Ort Bilder, Zeitungsausschnitte oder einfach Personen und Gegenstände zum anschauen zu denen unser Hautcharakter erweiterte Beschreibungen abgibt oder uns sein Wissen mitteilt. Nicht immer ist dies für die Geschichte oder zum beenden des Spiels wichtig, doch fast immer trägt es einen Teil zur Atmosphäre bei. Was das angeht macht das Spiel eigentlich alles richtig.

Auch die Idee eine Cop Story mit Light Gun-Shooter Einlagen zu würzen ist nicht dumm. Ob allerdings wirklich Adventure Fans davon abhängig sein wollen eine sackschwere Shooter Einlage zu überwinden um ein spannendes Abenteuer zu beenden sei mal dahin gestellt. Und hier hat das Spiel auch seinen Haken. Zumindest mit einem normalen Controller sind diese Action-Passagen alles andere als einfach und auch nicht wirklich spaßig. Sie sind aber fester Bestandteil des Spiels und können nicht übersprungen oder auf leicht geschaltet werden. Das bedeutet wer hier eine spannende Visual Novel erleben will und mit Shooter nichts am Hut hat, wird unnötig gequält. Deswegen gibt es hier auch nur eine 08/10. Der Rest ist des Spiels ist für sein Genre zwar wirklich super umgesetzt, wie ich finde. Aber diese Hürde könnte durchaus dazu führen dass manch ein Spieler das Spiel nie beenden wird, obwohl die Geschichte genau das richtige für ihn wäre.

Gameplay

Steuerung

Visual Novels spielt man am besten wie ihre großen Brüder mit Maus und Tastatur. Da ich in diesem Fall ein Sega Saturn Spiel gespielt habe, habe ich einfach einen XBox Series Controller angeschlossen und diesen verwendet. Damit komme ich der ursprünglichen Erfahrung hoffentlich sehr nahe. Wäre das original nicht ausschließlich in Japan erschienen, hätte ich es natürlich gleich am Sega Saturn gespielt, was gleich aus mehrerer Hinsicht besser gewesen wäre.

Zum einen ist es eigentlich immer schön die Spiele so nah wie möglich an der eigentlichen Erfahrung zu erleben. Zum Anderen hätte ich dann eine Light Gun gehabt, die mir manch einen Fluch bestimmt erspart hätte.

Aber nochmal von vorne. Visual Novels spielt man am besten wie ihre großen Brüder mit Maus und Tastatur. Da es sich um ein alten Konsolenspiel handelt ist Policenauts natürlich für einen Controller programmiert worden und die Umsetzung war auch prinzipiell nicht schlecht. Doch kämpfen Controller von Natur aus immer damit, dass sie ein wenig langsamer und reaktionsunfreundlicher sind als eine Maus. Dies macht sich natürlich auch bei Policenauts bemerkbar.

Trotzdem wäre das alles kein Problem und ich hätte dem Spiel leicht eine 08/10 für die Umsetzung gegeben. Wären da nicht diese nervigen Light Gun Passagen. Zwar wurden auch diese für den Controller optimiert, so dass man per Tastendruck eine Art Autoancisieren verwenden kann, was ungemein hilft. Doch knacking sind diese Passagen trotzdem und sie spielen sich mit dem Controller ungefähr so intuitiv wie ein Guitar Hero ohne Gitarre, nur mit weniger Spaß.

Da diese kleinen Einlagen aber glücklicherweise nie allzu lange dauern und auch nicht allzu häufig vorkommen, gibt es nur einen Punkt Abzug.

Steuerung

Design

Das Design von Policenauts finde ich mega. Wie bereits geschrieben handelt es sich bei der Story um eine Mischung aus Lethal Weapon, Crime Noir und Mass Effect. Und ebenso wurde das Design gewählt, mit einem Hauch japanischem Zeichentrick. Wer jetzt allerdings an so etwas wie Dragon Ball denkt ist auf dem Holzweg. Wer hingegen Cowboy Bebop im Kopf hatte kommt dem ganzen schon recht nah.

So ist die Erde eher einem Blade Runner entsprungen, die Weltraumstation einer Mass Effect Citadel und die Charaktere, wie erwähnt, einem Lethal Weapon im Cowboy Bebop Stil. Und da ganze wurde dann in hübsche Bilder gepackt, denn bewegte Szenen sind in dem Spiel selten. Das macht allerdings nichts, denn das Flair und die Stimmung werden dank des gewählten Designs wunderbar eingefangen.

Design

Sound

Und was fürs Design gilt, gilt ebenso für den Sound und die Musik. Das Spiel hat eine umfassende Sprachausgabe und die japanischen Sprecher sind, auch wenn ich nicht verstanden habe was sie gesagt haben, für die Stimmung perfekt gewählt. Ich kann mir das natürlich einbilden, aber ich glaube sogar den jungen Sprecher von Kiriu aus Yakuza heraus gehört zu haben (Zumindest hatte ich nach dem Spiel einen sehr starken Drang dazu ein Yakuza zu spielen).

Musik und Soundeffekte wurden ebenfalls Filmreif gewählt und ich hatte noch Tage nachdem ich das Spiel beendet hatte einen Ohrwurm von dem Spiel.

Und noch viel wichtiger: Wann immer mich dieser Ohrwurm heimgesucht hat und ich die Musik im Kopf hatte, habe ich mich auch an die Stimmung erinnert, die das Spiel mitgebracht hat. Da fehlt in meinem Augen nicht viel zur 10/10 und ich kann im Nachhinein nicht einmal sagen was es war das den perfekten Score verhindert hat. Einen großen Teil seiner Stimmung verdankt das Spiel auf jeden Fall seiner exzellenten Sprachausgabe und der Musik.

Sound

Spielspaß

Tatsächlich ist Policenauts eine Empfehlung wert. Und zwar für alle Fans von Visual Novels oder Point&Click Adventures, die auf eine dichte Atmosphäre und eine gute SiFi-Cop-CrimeNoir-Story im japanischen Stil stehen. Das kling jetzt irgendwie sehr speziell und ist es wohl auch, doch glaube ich tatsächlich dass mehr Gamer in diese „Nische“ fallen als es zuerst den Anschein macht.

Wer zum Beispiel die erwähnten Filme Blade Runner, Lethal Weapon oder auch Cowboy Bebop mag sollte sich das Spiel zumindest mal ansehen. Es ist, denke ich, auch nicht die eigentliche Story die manch einen abschrecken wird, obwohl diese im ersten Moment sehr speziell zu sein scheint.

Wenn überhaupt könnte ich mir vorstellen dass die Präsentation, die oft nur aus Bildern besteht moderne Gamer ein wenig irritieren wird. Doch Fans alter Point&Clicks sollten damit wohl keine Probleme haben. Wie dem auch sei. Alles in allem ist Policenauts eine sehr gelungene Visual Novel, mit toller Atmosphäre, einer dichten, manchmal zu soapigen Story, liebenswerten Charakteren, viel Action aber auch Humor, die gut daran getan hätte Menschen ohne Light Gun eine Option zu bieten diese Light Gun-Passagen zu überspringen. Wer aber ein wenig Frust ab kann oder vielleicht japanisch spricht und noch ein Sega Saturn mit Light Gun im Haus hat, sollte sich den Titel durchaus mal ansehen. Er ist es definitiv wert.

Spielspaß