Entwicker/Publisher: Nintendo/Nintendo
Einscheinungsdatum: 1986 (Japan) / 1987 (USA) / 1988 (Europa)
Genre: Action / Jump’n Run
Plattform: NES
Kid Icarus gehört zu den Kultspielen der NES und Gameboyzeit. Nicht weniger Gamer haben sich einen Nachfolger zu dem Spiel gewünscht, welcher dann ja in ganz anderer Form auf dem 3DS auch erschienen ist. Ich persönlich fand die 3DS-Variante sehr gut. Aber wie sieht es mit dem originalen NES-Teil aus? Hat sich das Spiel gut genug gehalten um dem ganzen Hype gerecht zu werden?
Story
Mit der Story von Kid Icarus ist es wie mit vielen Geschichten der alten Ära. Man kann das Handbuch lesen, man kann sich im Internet schlau machen und man kann seine eigene Fantasy sprechen lassen. Aus dem Spiel selbst aber wird man nur wenig an Geschichte heraus holen. Das kann man dem Spiel allerdings nicht vorwerfen, ist es doch normal für die Zeit in der das Spiel entstanden ist und liegt unter anderem auch an den technischen Möglichkeiten der damaligen Systeme.
Wer sich aber schlau macht, der wird erfahren dass es sehr wohl eine Geschichte zu Kid Icarus gibt. Und zwar eine ganz und klassische sogar, wenn sie auch nicht mit dem mythologischen Ikarus zu tun hat.
Unser Icarus nämlich ist Hauptmann einer Garde gewesen und außerdem heißt er auch gar nicht Icarus, sondern Pit („Zelda is the girl“, sag ich da nur). Palutenas Garde um genau zu sein. Wer mit Palutena jetzt nichts anfangen kann, der braucht sich nicht zu wundern. Denn auch wenn die Welt in der Kid Icarus spielt an die griechischen Göttersagen angelehnt ist, so handelt es sich doch um eine reine Fantasie-Welt namens Angel-Land, in der eben diese Palutena zusammen mit Medusa als Göttinnen herrschten.
Palutena war die Göttin des Licht, die den Menschen wohlgesinnten war und Medusa die Göttin des Schattens die, wie könnte es anders sein, die Menschen aus reiner Boshaftigkeit und Spaß zu Stein verwandelte.
Um die Menschen vor den schrecklichen Launen der Medusa zu schützen bannte Palutena Medusa und warf sie in die Unterwelt. Dort scharrte die Göttin der Dunkelheit eine Armee von Monstern um sich, die ihr half aus den Tiefen der Unterwelt empor zu steigen und ihrerseits Palutena gefangen zu nehmen. Zusätzlich stahl Medusa der Göttin des Lichts ihre drei heiligsten Reliquien, den Spiegelschild, die Pfeile des Lichts und die Pegasusstiefel.
Pit, der Hauptmann von Palutenas Garde wurde kurzerhand seiner Flügel beraubt und in die tiefsten Tiefen aller Kerker verbannt. Doch Palutena schafft es mit letzter Kraft ihrem treuen Diener einen magischen Bogen zukommen zu lassen. Mit diesem bewaffnet steigen wir nun aus der Unterwelt empor um Angleland-Land zu retten.
Ein wenig zu klassisch vielleicht oder auch nicht klassisch genug, fühlt sich die Geschichte wie nicht Fisch nicht Fleisch an. Und doch ist sie eigentlich gar nicht so schlecht. Was soll ich sagen? Sie hat einen Hauch von griechischer Mystik. Sie mag für das Spiel an sich nicht notwendig sein, aber was untermalenden Hintergrund angeht… ja, passt.
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Gameplay
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Hmm, naja. Wie soll ich sagen? Gealtert ist das Gameplay nicht allzu gut. Dabei ist es eigentlich ein schon recht ausgefallener Plattformer seiner Zeit. Immerhin kann Pit nicht nur springen und mit seinem Bogen schießen, er kann auch in Läden Gegenstände kaufen, die ihm auf seiner Quest helfen sollen.
Aber mal zurück zum Anfang. Pit sitzt also im tiefsten Kerker und versucht zu fliehen. Dementsprechend muss er natürlich nach oben. Ziel ist es also über verschiedene Plattformen immer höher zu springen, bis man die Tür zum nächsten Level erreicht. Um dies zu erschweren fallen immer wieder Monster von oben herab, kriechen über den Boden oder springen im Zick-Zack hinter uns her.
Kommen wir links aus dem Bildschirmrand hinaus, so tauchen wir rechts wieder auf. Auf diese Weise kann man geschickt manche Hindernisse überwinden oder Gegner austricksen.
Gegner können wir allerdings auch mit unserem Bogen abschießen. Als Belohnung erhalten wir für abgeschossene Gegner Herzen, die wir dann wiederum in Läden für Lebentränke und Hämmer ausgegeben können. Mit den Hämmern können wir auf unserem Weg versteinerte Untertanen befreien.
Werden wir hingegen von einem Gegner berührt verlieren wir wertvolle Lebensenergie und sollte dies zu oft passieren heißt es schließlich „Game Over“.
Klingt eigentlich gut, ist es aber nur so halb. Zwar ist der arcadige Ansatz ganz normal für Spiele dieser Zeit und Kid Icarus geht ja sogar über den immer wiederholenden Part eines richtigen Arcade-Games weg und bietet eine richtige, abschließbare Story. Aber ähnlich wie bei der Story habe ich auch hier das Gefühl nichts Halbes und nicht Ganzes zu bekommen. Einerseits ist das Spiel doch sehr repetitiv, andererseits bietet es keinen wirklichen High-Score Drang oder sonstigen Ansporn weiter zu kommen.
Die Motivation sollte hier doch ganz eindeutig die Story, bzw. das Beenden des Spiels sein. Heilige Reliquien sammeln, Endgegner plätten, Palutena befreien und Angel-Land retten. Aber dafür passiert irgendwie zu wenig.
Zumindest als Langzeitmotivation. Denn ich muss gestehen, die ersten paar Bildschirme fand ich schon recht angenehm und ein wunderbar nostalgisches Gefühl kam auf.
Doch das verlor sich schnell mit steigendem Schwierigkeitsgrad und ansonsten immer gleichem Aufwärtsgespringe.
Ich kann schon sehen, wie mir das damals Spaß gemacht hat, als Videospiele für mich neu waren und mein Ansporn war weiter zu kommen als mein bester Freund, mein Vater oder eigentlich jeder der das Spiel mit mir gespielt hat. Aber so in Retrospektive ist es doch ein sehr durchschnittliches Spiel, dessen Spielprinzip noch während seiner Lebenszeit von Nintendo selbst durch bessere Alternativen ad absurdum geführt wurde.
Steuerung
Nintendo ist ja bekanntlich mein Favorit was Steuerungen angeht. Keiner kann Steuerungen so gut wie sie. Fast jedes Mario-Spiel ist perfekt, was die Kontrolle über den kleinen, pummeligen Klempner angeht. Und wann immer Mario sein Leben aushaucht kann man davon ausgehen, dass das Problem am Controller sitzt und nicht am Spiel.
Dieses Spiel ist aber nicht Mario.
Aber immer noch von Nintendo, Gott sei dank. Nein, Kid Icarus gehört nicht zu ihren Meisterstücken, was die Steuerung angeht. Nach oben zu schießen oder des schnelle Wechsel zwischen Oben und zur Seite funktioniert nicht unbedingt gut. Das Springen ist okay, aber auch nicht perfekt. Und alles in allem hatte ich immer wieder das Gefühl nicht ganz in die Steuerung gefunden zu haben und deswegen an einer eher mittelschweren Passage gescheitert zu sein.
Ist das eher mein Problem oder eher das des Spiels? Nun am Ende ist natürlich meins, weil ich dann irgendwann keine Lust mehr habe und das obwohl ich bei manch einem Mario Spiel schwierigere Passagen bezwungen habe. Und teilweise mit mehr Fleiß und mehr schweiß als ich in Kid Icarus zu stecken bereit gewesen bin. Und da ist es dann doch wieder ein Problem des Spiels, denn immerhin soll mich dieses Motivieren und das auch in den schwierigen Passagen. Und das geht eben nur wenn ich nicht darüber nachdenken muss ob der Fehler bei mir lag oder doch eher an der durchschnittlichen Steuerung.
Design
Ich muss gestehen, die 8-Bit Ära ist nicht ganz mein Geschmack. Das soll nicht bedeuten dass es dort keine guten Spiele gegeben hat, ganz bestimmt nicht. Und auch schöne Spiele hat es dort schon gegeben.
Doch was den Pixellook angeht bin ich eher der 16-Bit Fan. Ein wenig mehr Details, ein paar mehr Farben. Am PC würde ich sagen VGA über EGA. Aber gut, kommen wir zu Kid Icarus, welches mit relativ wenig Farben und schlichtem Design auskommt.
Sicherlich ist ein hübsches 8-Bit Spiel besser als manch ein dahin gerotztes 16-Bit Spiel oder gar ein Spiel mit schlecht designten 3D Modellen. Aber so richtig hübsch ist Kid Icarus trotzdem nicht, wenn man es zum Beispiel mit einem Super Mario oder einem Zelda vergleicht. Oder auch einem Dream Master und einer Menge anderer Titel. Nachdem das gesagt ist, hässlich ist es auch nicht. Ich denke wer das Spiel spielt wird den Stil als süß empfinden und die Gegner sind schön gemacht, mehr aber auch nicht.
Sound
Was die Musik angeht bin sogar ein wenig positiv überrascht. Schon zum Start des Spiels geht die Melodie gut ins Ohr uns setzt sich dort fest. Und das bleibt auch im Verlaufe des Weiteren Spiels so. Auf Dauer können die Melodien vielleicht ein wenig repetitiv sein, aber mich zumindest hat das nicht gestört.
- Die Soundeffekte hingegen sind wieder recht Standard und hier könnte ich mir schon vorstellen dass sie früher oder später mal nervig werden. Andererseits sind sie auch genau das, was man von einem alten Titel erwartet und gehören alleine deswegen schon dazu. Also alles in allem gibt es hier nicht viel zu meckern. Was die Musik angeht kann Kid Icarus durchaus mit anderen Titeln seiner Zeit mithalten.
Spielspaß
Kid Icarus ist sicherlich ein Spiel bei dem sich die Geister scheiden werden. Einerseits ist es ein ganz spaßiges Spielprinzip und das minimalistische Design ist recht passend und mit den unterschiedlichen Gegnern nett gemacht. Und wer sich die Story dazu durchliest wird sicherlich auch das gewünschte Flair spüren. Also ist es genau das was nostalgische Gefühle wecken kann wenn man das Spiel schon in seiner Jugend gespielt hat.
Andererseits ist es auch recht repetitiv, hat einen knackigen Schwierigkeitsgrad für die wenige Motivation die es bietet und das Design könnte hier durchaus als spartanisch bezeichnet werden. Auf gut deutsch, das Spiel ist schlecht gealtert.
In meinen Augen macht das den typischen 05/10 Kandidaten aus. Ich würde das Spiel nicht wirklich weiter empfehlen, aber abraten würde ich jetzt auch niemandem. Wer ein paar Runden drehen möchte macht eigentlich nichts verkehrt. Manch einer wird vielleicht mitgerissen und das Spiel durchspielen wollen, die Meisten werden es aber wohl nach ein paar Runden zur Seite legen und sich ein besseres Spiel suchen. Denn davon gibt es einfach mehr als genug.