Entwicker/Publisher: Sierra Entertainment/Sierra Entertainment
Einscheinungsdatum: 1993
Genre: Grafic-Adventure
Plattform: PC
Story
.
„What can you tell me about Voodoo?“
Dies ist eine Frage, die jedem im Kopf bleiben sollte, der Gabriel Knight gespielt hat. Denn im Vergleich zu vielen anderen Adventures seiner Zeit handelt es sich hierbei um ein sehr ernstes Spiel mit einer sehr düsteren Story. Und einer sehr guten noch dazu. Und „What can you tell me about Vooddoo?“ ist eine der elementaren Fragen in diesem Spiel, die man gleich zu Beginn stellen kann und wenn man es richtig macht, auch das ganze Spiel lang stellt.
Aber nochmal von vorne. Gabriel Knight ist der namensgebenden Held des Spiels und zusätzlich ein noch unbekannter Author, der an einem Buch arbeitet. Als Thema hat er sich eine Mordserie ausgesucht, die aktuell in New Orleans durch die Presse geht. Dabei handelt es sich um die sogenannten „Voodoo-Morde“.
Zu Gabriels Glück arbeitet sein alter Freund Mosley in der Mordkommission genau an diesem Fall, wodurch wir immer wieder an Orte und an Hinweise gelangen, die der Öffentlichkeit vorenthalten bleiben.
Zusätzlich hilft ihm seine Assistentin Grace, die mehr oder weniger unentgeltlich in Gabriels geerbten antiquarischen Buchladen arbeitet, mit der Recherche.
Die meiste Arbeit und die ganze Laufarbeit müssen wir aber natürlich selbst erledigen. Dabei entspinnt sich eine düstere und in sich stimmige Story, mit vielen interessanten Nebencharakteren, Mystik, Voodoo und einer Atmosphäre die so dick ist, dass man sie mit dem Messer schneiden oder ein Nadel hineinstechen kann.
Das Spiel erzählt diese Geschichte in zehn Abschnitten (eigentlich 9, da ein Tag für Reisen drauf geht), die jeweils einen Tag repräsentieren.
Haben wir genug für den Tag heraus gefunden, teilt uns eine hübsche Sequenz mit, dass der Tag vorbei ist und wir uns zur Ruhe begeben.
Wobei Ruhe nicht immer der richtige Ausdruck ist. Denn ich bin noch nicht auf Gabriels Albträume, seine Visionen und die Geschichte seiner Familie eingegangen, die eng mit den Geschehnissen verwoben ist. Aber um hier nicht unnötig zu spoilern, werde ich es auch dabei belassen und lediglich darauf hinweisen, dass dies auch heute noch eine der Top-Stories im Adventure Bereich ist und jeder der dieses Genre mag das Spiel alleine dafür gespielt haben sollte.
.
Gameplay
.
Point&Clicks der alten Schule stehen und fallen eigentlich immer mit den Rätseln. Im Falle von Gabriel Knight ist zusätzlich die Story so gut, dass sie einen erheblichen Einfluss auf den Spielspaß hat. Doch es gibt auch eine Menge Adventures mit weniger guter Story, die durch ihre guten Rätsel in den oberen 10% mit schwimmen. Wie ist das nun in diesem Fall? Können die Rätsel an die Story anknüpfen?
Leider nicht ganz. Während das Gros der Rätsel durchdacht und passend zur Geschichte, ja teilweise sogar ein wichtiger Bestandteil von ihr und der exzellenten Atmosphäre ist, gibt es immer wieder auch unlogische Aufgaben oder Wimmelbild-finde-den-Pixel Probleme.
Das kann den ein oder anderen Spieler schon mal zum Verzweifeln bringen. Je nachdem wieviel Geduld man hat, wie sehr man out-of-the-box denken kann oder wie gewillt man ist eine Lösung zur Rate zu ziehen wird es durchaus Situationen geben in denen man das Handtuch werfen möchte.
An dieser Stelle möchte ich einen kurzen Spoiler setzen, um den größten Frust des Spiels abzufangen. Es gibt nämlich mehrere Stellen an denen man wirklich sterben kann. Und auch wenn die ein oder andere Stelle aus Zeitgründen frustrierend sein kann, sind bis auf diese Eine meiner Meinung nach alle mit dem eigenen Wissen aus dem Spiel zu lösen. Diese eine Stelle aber ist es warum ich die Wertung von 8 oder gar 9 Punkten fürs Gameplay auf eine 7 herunterziehe. Spoiler-Start:
Wenn ihr in dem Bereich des Spiels seid in dem euch Mumien angreifen und töten wollen, geht einfach ins Menü und erhöht eure Laufgeschwindigkeit aufs Maximum. So könnt ihr den Mumien entkommen, wenn ihr den richtigen Weg wählt. Tut ihr dies nicht, werdet ihr erwischt werden, egal wie gut ihr eure Route plant.
Spoiler-Ende!
Gut, nachdem das gesagt ist. Der Rest vom Spiel bietet hervorragende Adventure Kost und die Rätsel wurden nicht nur als Hindernisse in das Spiel eingebaut, sie sind wirklich Teil der Geschichte und ergeben nicht nur logisch, sondern auch Story-technisch Sinn und sorgen zu einem großen Teil für diese unvergessliche Atmosphäre.
Steuerung
Für ein Adventure der Zeit ist die Steuerung ein wenig alternativ, aber nicht schlecht. So hat man wie gewohnt seine Bar mit Icons zum Benutzen, reden, etc. Will man jedoch einen Gegenstand anwenden, geht man erst ins Inventar und sucht diesen Gegenstand aus – man nimmt ihn quasi in die Hand – und kann nun jederzeit diesen und nur diesen Gegenstand als zusätzliche Option neben gehen, reden, etc. verwenden.
Das hört sich nach einer Kleinigkeit an. Ist es auch. Doch wer die klassischen Spiele und deren Steuerung gewohnt ist wird das ein oder andere Mal versuchen den Gegenstand direkt aus dem Inventory zu verwenden und sich wundern. Das ist ein wenig wie wenn man es gewohnt ist ein Auto mit Kupplung zu fahren und nun auf Automatik umsteigt.
Niemand wird dafür einen neuen Führerschein verlangen, aber man wird das ein oder andere Mal ungewollt bremsen.
Ansonsten ist die Steuerung aber klassisch und damit meine ich klassisch gut. Wer Adventures mag wird sich hier schnell zurecht finden.
Design
Holla! JA! Dieses Spiel hat Atmosphäre und Liebe zum Detail!
Was beim Gameplay schonmal zu einem Wimmelbild-Gefühl führen kann ist grafisch natürlich wunderschön. Die einzelnen Locations sind voll gepackt mit Büchern, Trinkets und allerlei Alltagsgegenständen, wodurch sie viel realistischer wirken.
Zwischensequenzen sind eine Mischung aus wunderschönen Animationen und comicartigen Schnappschüssen, die an passenden Stellen eingeblendet werden. Bei Unterhaltungen werden die Gesichter der Gesprächspartner in Nahaufnahmen dargestellt. All dies führt zu einer filmartigen Atmosphäre, die einen zusammen mit der exzellenten Story und dem hervorragenden Soundtrack in seinen Bann zu ziehen weiß. 10/10, einfach weil es richtig ist.
Sound
Ich habe es in den vorherigen Passagen bereits vorweggenommen: Der Sound ist hervorragend. Und auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen – die Atmosphäre des Spiels ist es dadurch auch.
Die Sprachausgabe wurde wunderschön umgesetzt. Es gibt eine Off-Sprecherin, die einen leichten New Orleans Vibe versprüht (ohne den Dialekt zu kennen, das ist lediglich mein Gefühl) und Gabriel selbst hält eine gute Balance zwischen schleimig und sexy.
Aber auch all die Nebencharaktere machen einen großartigen Job. Auf meinem Steam Deck ist leider eine Tonspur defekt gewesen, weswegen manche Gespräche geknackst haben oder die Stimmen/Musik vollständig gestoppt haben. Aber das ändert nichts daran dass die Musik im Original wunderschön ist. 10/10 auch hier.
Spielspaß
Gabriel Knight ist ein Spiel, dass mich schon damals in seinen Bann gezogen hat und es auch heute noch tut. Die Geschichte rund um die Familie Ritter, das Thema Voodoo, die geniale Inszenierung und die dichte Atomsphäre machen das Spiel zu einem Pflichttitel für jeden Adventure-Fan. Leider verhindern einige Rätsel und gerade die Kombination durch eben diese Rätsel sterben zu können eine Spitzenwertung.
Mit 08/10 ist das Spiel zwar immer noch ein Top Adventure, jedoch hätte es in meinen Augen durchaus die 10/10 verdient, hätte man die wenigen frustigen Rätsel weggelassen oder noch besser, überarbeitet.
Aber seis drum. Gabriel Knight erzählt eine interessante, düstere Geschichte, bietet Platz zum erkunden und abtauchen, hat liebevoll designte Charaktere und einen mitreißenden Spannungsbogen, der einen bis zur letzten Minute fesselt. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat sollte dies unbedingt nachholen.