Titel: Wir sind keine Engel (We’Äre no Angels)- Dauer: 106 min.
- Erscheinungsjahr: 1955
- FSK: 12
- Genre: Komödie
Wir müssen sie erschlagen und zur Sicherheit noch die Gurgel durchschneiden. Aber erst spülen wir das Geschirr.
– Joseph: Wir sind keine Engel –
Story
Kurz vor Heiligabend entkommen drei Häftlinge aus dem Knast. Und zwar nicht aus irgendeinem Knast. Sie entkommen aus dem Gefängnis auf der französischen Teufelsinsel im Jahre 1895.
Und an dieser Stelle treffen wir auf diese drei frisch entkommenen Häftlinge, die in der nahe gelegenen Kolonialstadt nach einem Unterschlupf suchen und nach einer Möglichkeit von den Inseln zu fliehen. Dabei gehen die Drei nicht einmal besonders vorsichtig vor. Da die Stadt von der Arbeit der Freigänger lebt und Häftlinge dort an der Tagesordnung sind können sich die Ausbrecher relativ frei bewegen.
So kommt es, dass sie an einen jungen Arzt geraten, der einen Brief von seinem Schiff aus zu einem Laden bringen soll. Sie stehen den Brief kurzerhand und entscheiden sich ihn selbst vorbei zu bringen, in der Hoffnung auf ein wenig Trinkgeld dass sie sich im Zweifelsfall auch selber nehmen würden.
Auf diese Weise geraten die Sträflinge in Kontakt mit der unglücklichen Familie Ducotel, die den Kolonialwarenladen betreibt. Unglücklich deshalb, weil der Inhaber Felix Ducotel den Laden nur für seinen geizigen und missgünstigen Vetter André Trochard betreibt. Und natürlich weil Felix selbst nicht gut mit Geld umgehen kann. Er vergibt Kredite und ist zu schüchtern sie einzufordern obwohl er selber schon nichts mehr hat. Da ist es nur eine schlechte Botschaft mehr dass der Vetter gerade aus Frankreich angereist ist um die Bücher zu prüfen.
Um so schlimmer dass der Sohn von André, auf den Felix Tochter ein Auge geworfen hatte bevor sie mit der Familie den Kolonalladen übernehmen musste, von seinem Vater eine Frau zugewiesen bekommen hat, die er demnächst heiraten soll.
Dies alles bekommen unsere drei Strafhelden mit als vorgeben das kaputte Dach reparieren zu wollen und von dort aus den Laden beobachten. Einem Instinkt folgend und doch immer noch mit dem Ziel im Hinterkopf den Laden auszurauben beginnen die Drei der Familie zu helfen. Schon innerhalb weniger Stunden hat die Familie Ducotel die Ankömmlinge ins Herz geschlossen und umgekehrt. Wie gut dass die drei eigentlich Betrüger, Safeknacker und Mörder sind. So schmieden sie gleich einen Plan wie sie Vetter André los und seinen Sohn Faul in die Arme der schüchternen Isabelle bekommen ohne dass diese ihr Eingreifen bemerken.
Die Komödie um die drei Straftäter die „keine Engel“ sind, ist so schön und herzergreifend, wie schwarz und trocken. Denn auch wenn man keine einzige Gewaltszene sieht und es am Ende auch nicht nötig wird Hand anzulegen, so sind die Dialoge und Geschehnisse ein tief schwarz und werden dabei mit einer Leichtigkeit geführt als würde Peter Ustinov zum Tanz auffordern. Eine klare 10/10 von meiner Seite. Diesen Film kann ich auch hundert mal sehen.
Schauspieler
Humphrey Bogart, Sir Peter Ustinov und der weniger bekannte, doch genial besetzte Aldo Ray. Was für ein Team. Es ist schon fast traurig, dass jeder der den Namen Bogart hört gleich an Casablanca denkt (auch wenn der Film Casablanca wirklich gut ist und man ihn gesehen haben sollte). Und wer Peter Ustinov hört denkt wahrscheinlich eher an Agatha Christi als an „Wir sind keine Engel“ (oder natürlich an das geniale Buch „Der alte Mann und Mr. Smith“, aber wir reden hier ja über Filme). Und den Namen Aldo Ray kennen wahrscheinlich ohnehin nur wenige.
Für Humphrey Bogart, der bereits 1957 im jungen Alter von 58 starb war es einer der letzten Filme, für Peter Ustinov und Aldo Ray einer der Ersten. Das spiegelt sich auch im Film wieder in dem Humphrey als der erfahrene Betrüger als Inoffizieller Anführer der Drei das Kommando hat, während die meiden jungen Mörder sich ganz natürlich seinen Entscheidungen fügen, ohne dass diese Hierarchie jemals in Frage gestellt wird.
Das muss sie allerdings auch nicht, da sich die drei nicht ganz so schillernden Engel in den meisten Fällen ohnehin schnell einig sind und ihr Tun Hand in Hand geht. Dieses Zusammenspiel wird von allen drei Schauspielern so natürlich und fließend dargestellt, dass es eine Freude ist ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Die perfekt darauf zugeschnittenen, schwarze Dialoge erledigen den Rest.
Wenn die drei von ihren Straftaten erzählen oder ihre heimlichen Pläne untereinander besprechen geschieht dies so trocken und abgeklärt, doch nicht kalt, sondern im Gegenteil eher sympathisch, dass man unweigerlich sich fragen muss wie schwarz das eigene Herz eigentlich ist.
Denn selbst wenn die Drei an einem Tisch sitzen und gemeinsam den Mord an einem (zugegebener Maßen äußerst unsympathischen) Menschen planen, kann man nicht anders als sich zu ihnen setzen zu wollen um mit ihnen ein wenig über die verschiedenen Möglichkeiten zu plaudern.
Technik
Die DVD die ich habe hat eine saubere Filmspur ohne Artefakte und mit, für das Alter des Films, satten Farben. Mehr kann ich fast nicht dazu sagen, denn großartige Technik benötigt der Film nicht. Entstand er doch von einem Bühnenstück und kommt mit fast nur dem Kolonialwarenladen als Location aus. Auch wird nicht geschossen, es fallen keine Meteoriten vom Himmel und es wurden keine Dinosaurier animiert.
Einzig die Kamera möchte ich lobend erwähnen, die zwar insgesamt eher konservativ geführt wird, doch mit den Dachszenen den einen oder andern interessanten Blickwinkel bietet. Überhaupt wurden die Geschehnisse hier immer schön ins Bild gerückt, so dass man zu jeder Zeit den Überblick behält. Ob man jetzt hier eine Wertung vergeben muss ist sicherlich fraglich. Aber wenn man schon bewerten will, dann doch bitte positiv.
Musik
Der Film kommt mit sehr wenig Musik aus, was wahrscheinlich ebenfalls daran liegt dass er auf einem Bühnenstück aufbaut. Es gibt aber ein Theme dass hin und wieder gespielt wird und ein wenig weihnachtlich angehaucht ist. Dazu singen die drei Sträflinge einmal und Felix Frau trällert ebenfalls ein romantisches Lied am Klavier. Insgesamt ist die Musik gut, obwohl oder gerade weil so wenig davon vorkommt.
Was mich ein wenig gestört hat war die deutsche Synchronisation. Die Synchro selbst war sicherlich nicht schlecht. Aber wer die Originalstimmen und ihren trockenen, englischen Humor gehört hat, kann meiner Meinung nach nicht mehr zurück ins Deutsche. Weder die Übersetzung noch die Stimmen werden dem Film gerecht.
Spaß
Wer auf schwarze Komödien steht kommt an diesem Film nicht vorbei. Mit Humphrey Bogart und Peter Ustinov hat er ohnehin schon eine Starbesetzung. Basil Rathbone dürfte Fans von alten Filmen, insbesondere Sherlock Holmes Fans, ebenfalls ein Begriff sein. Und mit den intelligenten Dialogen vor allem der drei Hauptdarsteller kommt in diesem Film auch nie Langeweile auf.
Hinzu kommt dass der Film auf eine ganz andere Art makaber ist als man es von heutigen Filmen gewohnt ist. Zum einen sucht man in diesem Film Blut oder sonstige brutale Szenen vergebens. Zum anderen ist es nicht nur von der Zeit in der es spielt her ein Weihnachtsfilm. Der Film hat neben seinem schwarzen Humor eine Herzlichkeit, die mich jedes Mal erneut um ihren Finger wickelt.