- Titel: El Dorado
- Dauer: 121 min.
- Erscheinungsjahr: 1966
- FSK: 12
- Genre: Western
Ein guter, klassischer John Wayne Western. Fans amerikanischer Western muss man den Film wohl kaum vorstellen. Mit Filmen wie „Mit Dynamit und frommen Sprüchen“, „Rio Bravo“, „Der Marshall“ und eben auch „El Dorado“ formte John Wayne dieses Filmgenre. Wer aber vielleicht nicht mit den Helden der Sechziger Jahre groß geworden ist, dem werde ich hier ein Stück Kultur zerlegen, erklären und ans Herz legen. Fangen wir an.
Story
Um einen klassisch guten John Wayne Western zu bekommen, braucht man als erstes einen wortkargen, sympathischen aber raubeinigen Revolverhelden, der zwar Freunde hat, aber am liebsten allein durch die Prärie reitet. Im Falle von El Dorado ist das Cole Thornton, der sich als Revolverheld verdient und seinen neuesten Auftrag in dem kleinen Nest El Dorado auszuführen gedenkt. Der lokale Viehbaron Bart Jason hat ihn angeheuert um einen Konkurrenten zu beseitigen, der ihm angeblich Probleme macht.
Frisch im Hotel angekommen trifft Cole auf seine Bekannte Maudie und seinen alten Freund J.P. Harrah, der den Posten des Sheriffs in der Stadt angenommen hat. Dieser erklärt ihm auch gleich, dass Bart Jason in dieser Angelegenheit alles andere als im Rahmen des Gesetzes handelt und überredet Cole den Auftrag sausen zu lassen.
Leider wissen die McDonalds, die Konkurrenten Jason die Cole ausschalten sollte nichts von diesem Gespräch und so kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall in dem der jüngste Sohn McDonalds ums Leben kommt. Cole plagen fort an Schuldgefühle, auch wenn er nicht direkt für den Tod des Jungen verantwortlich ist. Schlimmer noch, schießt ihm die Tochter McDonalds aus Rache in den Rücken. Die Kugel bleibt in der Nähe des Rückens stecken und droht Cole zu lähmen wenn er sie nicht rechtzeitig entfernen lässt. Doch der Arzt im Ort ist nicht gut genug für diese Art der Operation und Cole zu stur und zu beschäftigt um sich anderweitig in Behandlung zu begeben.
Ein halbes Jahr später hat Cole gerade einen Auftrag abgeschlossen, als er von einem rivalisierenden Revolverhelden namens Nelse McLeod erfährt, dass dieser von Bart Jason angeheuert wurde um die McDonalds nun endgültig zu erledigen und den lokalen Sheriff J.P. Harrah gleich mit. Bei dieser Gelegenheit erfährt Cole auch, dass sein Freund J.P. mittlerweile zum Trinker geworden und keine große Gefahr mehr ist.
Nachdem Cole einem jungen Mann namens „Mississippi“ bei einer Schießerei geholfen hat folgt dieser ihm in das kleine Nest El Dorado, wo Cole seinen Freunden helfen und sich Nelse McLeod und Bart Jason in den Weg stellen will. Der Showdown zwischen einen Viehbaron, seinem Revolverhelden und dessen Männern und einem Trinker, einem Grünschnabel und einem angeschossenen Krüppel mit Lähmungsanfällen steht unmittelbar bevor.
El Dorado gehört nicht in die Kategorie der Western-Komödien. Und doch ist der Film mit viel Humor und Charme inszeniert. Im Gegensatz zu seinen italienischen Kollegen bietet der amerikanische Western aufrechte Helden, die zwar eine harte Schale, aber einen weichen Kern haben und die für ihre Wertvorstellungen bis in den Tod gehen würden.
So wird der Film dem ein oder anderen vielleicht zu heroisch und theatralisch sein. Der verwundete Held, der gegen alle Chancen zu dem Duell reitet und am Ende hoch erhobenen Kopfes das Schlachtfeld verlässt mag nicht jedermann Sache sein.
Doch gehört El Dorado zu den Filmen, die wirklich glaubhafte, ehrenhafte Charaktere darstellen und übertreibt es nie mit Heroismus. Die gute Prise an Humor und der Charme der von der ungleichen Heldentruppe ausgehen machen den Film zu einem absoluten Pflichtprogramm für Fans amerikanischer Western.
Schauspieler
John Wayne werde ich wohl nicht vorstellen müssen. Dieser Mann hat schon in seinen jungen Jahren Schwarz-Weiss Western gedreht und ist trotz seiner vielen anderen Filme in denen er brillierte für die Rolle des einsamen Revolverhelden (oder Marshalls) geboren. Seine Künste sind in diesem Film über jeden Zweifel erhaben. Als Cole Thornton lehrt er für Recht und Gesetz.
An seiner Seite befindet sich Robert Mitchum als Sheriff J.P. Harrah, der John Wayne in seiner Rolle als gefallener Held und Trunkenbold in nichts nachsteht.
Vergessen wir nicht James Caan, als überaus sympathischen Mississippi, Charlene Holt als Maudie und Christopher George als Nelse McLeod und die vielen anderen liebevoll zu Leben erweckten Charaktere. El Dorado lebt natürlich seinen Helden und der grandiosen Darbietung Waynes und Mitchums. Aber zur Perfektion bringen ihn seine Nebencharaktere, die mit ihren glaubwürdigen und charmanten Leben das Setting für diese setzen. Ein Nelse McLeod, der einem gleich sympathisch ist und der nicht den klischeehaften, bis auf die Knochen verrotteten Bösewicht darstellt. Mississippi, der nicht der übliche Sidekick ist der seinem Helden nacheifert. Maudi, die ihren eigenen Kopf hat und Cole seinen wäscht wenn sie der Meinung ist, dass er eine große Dummheit begeht, ihn aber trotz allen in seinen Entscheidungen suppported. All diese Charaktere und ihre Schauspieler machen den Film zu dem was er ist. Und das ist einfach gut.
Technik
Der Film mag alt sein, aber das Bild ist noch immer einwandfrei. Leider gibt es in diesem Western wenig der üblichen Landschaftsaufnahmen zu sehen. Aber das hätte nicht zum Setting gepasst, dass sich hauptsächlich in dem kleinen Kaff El Dorado abspielt. Es wurde das ein oder andere Mal mit der Kameraperspektive gespielt. Im großen und Ganzen sind Schnitt und Perspektiven allerdings Standart für einen Western, was gut ist.
Musik
Schon der Vorspann stimmt auf einen epischen Western ein. Im Vergleich dazu ist die Musik im Film selber eher ruhig. Doch untermalt sie die Stimmung optimal. Sowohl die Band an der mexikanischen Grenze, als auch die ruhigen Klänge als die Helden nachdenklich im Gefängnis ihre Wunden lecken. Natürlich können die Helden nicht so schön singen wie Dean Martin in Rio Bravo. Aber davon ab macht die Musik ihre Arbeit sehr gut und ich würde nichts ändern, aus Angst dass die Stimmung nicht mehr die gleiche wäre.
Spaß
Nach so viel Lorbeeren kann ich natürlich nur eine 10/10 vergeben. Für mich gehört der Film zu den besten Westerns ever. Hier stimmt wirklich alles, das Setting, die Stimmung, der Humor. Zudem lässt sich der Film Zeit die einzelnen Charaktere ordentlich vorzustellen, was mir persönlich sehr gut gefällt.
Westernneulinge seien darauf hingewiesen, dass in dieser Art Western kein Indianer vorkommen und Freunde des italienischen Westerns, dass John Wayne nie so dreckig und heruntergekommen war wie zum Beispiel ein Clint Eastwood. Andererseits ist der Film wohl auch deswegen ab 12 Jahren freigegeben und gut dafür geeignet junges Publikum an diese Genre heran zu bringen. So ist der Film trotz einiger Schießereien nicht sonderlich blutig und kippt nie ins morbide oder depressive.
Ich jedenfalls war nicht viel älter als es die Freigabe zulässt als ich diesen Film zum ersten Mal gesehen habe und er hat noch immer einen festen Platz in meiner Mediathek. Wer ihn also nicht kennt und amerikanischen Western gegenüber nicht vollkommen abgeneigt ist, greift hier zu um ein Stück vergangene Filmkultur zu genießen.