- Titel: 700 Meilen Westwärts (Bite the bullet)
- Dauer: 126 min.
- Erscheinungsjahr: 1975
- FSK: 12
- Genre: Western
700 Meilen westwärts ist ein Pferdefilm. Naja, hauptsächlich ist es natürlich ein Western, mit Cowboys und Schießereien im wilden Westen. Doch einen ganz wichtigen Punkt in diesem Western nimmt das Pferd ein, vor allem für den Helden der Geschichte. Es handelt sich nämlich um einen Film über ein mehrere Tage andauernden Pferderennen im wilden Westen, durch den wilden Westen, mit all seinen Gefahren. Eben die titelgebenden 700 Meilen. Es geht also vor allem um Wildnis und Abenteuer und aber auch um den besten Freund des Menschen wenn er denn in dieser Wildnis überleben will: sein Pferd.
Story
Wie eingangs bereits erwähnt geht es in diesem Film viel um Pferde. So wird gleich zu Beginn des Films klar gestellt, dass der Hauptcharakter besser mit den huftragenden Fellnasen zurecht kommt als mit seinen zweibeinigen Artgenossen. Außerdem wird klar gestellt, dass nicht jeder im wilden Westen den Wert eines guten Pferdes zu schätzen wusste und es für viele Menschen nur ein Nutztier zum verwenden und wegwerfen war.
Und das ist eine der Hauptmotivationen dieses Films, zu zeigen wie die verschiedenen Menschen in extremen Bedingungen mit ihren vierbeinigen Freunden aber auch miteinander umgehen.
Die extremen Bedingungen sind in diesem Fall ein Rennen, dass über 700 Meilen quer durch den wilden Westen gehen soll.
Das Renne geht logischer Weise über mehrere Tage und durch die unterschiedlichsten Gebiete. Jede Nacht werden die Teilnehmen an einem Ort entlang der Bahnstrecke in Empfang genommen und jeden Morgen dürfen sie in der Reihenfolge ihrer Ankunft wieder weiter reiten.
Trotzdem bleibt dies ein Ritt voller Gefahren, bei dem man leicht sein Leben verlieren kann. Dem Gewinner winkt dafür natürlich ein entsprechendes Preisgeld und so sind auch die Teilnehmer allesamt Abenteurer und Glücksspieler, die aber aus ganz unterschiedlichem Holz geschnitzt sind und alle ihre eigene Motivation haben. Denn nicht für jeden ist das Geld der entscheidende Punkt.
Die Geschichte ist so simpel wie gut. Denn es ist nicht das Rennen, um das es hier geht. Auch wenn das Abenteuer eines solchen Rennens natürlich einen Teil des Reizes ausmacht. Es sind die Charaktere und die Geschichten zwischen den Zeilen, die den Film in meinen Augen so gut machen.
Schauspieler
Gene Hackman, James Coburn, Dabney Coleman, Ben Johnson. Da hat man schon eine ganze Riege an Westerngrößen versammelt, die einem das gewohnte Abenteuer-Feeling vermitteln, dass man sich von einem solchen Film erwartet.
Dementsprechend hoch ist hier auch das Niveau anzusiedeln.
Denn auch die Schauspieler die nicht unbedingt in dem Westerngenre zu Hause sind, wie Candice Bergen und Jan-Michael Vincent, der wohl eher durch Airwolf bekannt sein dürfte, zeigen hier durchaus, was sie können. Der einzige Grund warum ich hier keine 10/10 vergebe ist wirklich dem Genre verschuldet. So handelt es sich zwar um ein tolles Drehbuch und eine gute Geschichte und die Schauspieler passen meiner Meinung nach perfekt zu ihren Rollen, jedoch wird da letzte bisschen schauspielerischen Genies einfach nicht verlangt.
Da können jetzt weder der Drehbuchautor, noch die Schauspieler etwas dafür. Denn in manchen Filmen möchte man einfach ein Abenteuer erleben und die Menschen beobachten und seinen Spaß an der Handlung haben ohne mit gewaltigen Gefühlsausbrüchen, Wendungen und Dramatik überwältigt zu werden. In diesem Film ist weder Platz für einen überdrehten Mel Gibson (Maverick) noch einen emotional aufgeriebenen Clint Eastwood (Erbarmungslos).
Technik
Die Landschaftsaufnahmen sind wirklich wunderschön, ebenso wie die Kulisse in den jeweiligen Auftritten innerhalb der Railroad-Städte. Die Kostüme sind aufwendig und gut gemacht und die Action-Sequenzen, gerade die Stürze tun einem schon beim zusehen weh.
Trotzdem ist dies nichts was den Film weit über Genre-Kollegen hebt, die ebenfalls detaillierte Landschaftsaufnahmen und ihren Teil an Action bieten. Je nachdem welche Art von Western man schaut, gehören diese Aufnahmen quasi zum Standard-Repartoir.
Insgesamt eine gute Leistung ohne Ausrutscher und definitiv sehenswert. Aber der Film schafft es nicht sich von der gehobeneren Konkurrenz in seinem Genre abzuheben.
Musik
Western-Musik muss man mögen. Wer dies nicht tut, der wird sie vermutlich gar nicht bemerken und für den wird sie im Hintergrund verschwinden, was auch nicht schlecht ist für einen Film. Eine Musik, die das Ambiente für einen Film schafft und sonst nicht weiter auffällt macht alles richtig.
Ich persönlich fand die Musik in diesem Fall ein wenig mehr als nur stimmungsschaffend, weswegen ich eine 09/10 vergebe, weil sie mich wirklich Western-nostalgisch gemacht hat.
Natürlich ist dies immer eine Mischung aus Musik und Bild und deswegen ist es schwer das getrennt zu bewerten. Aber wer an Western denkt und automatisch eine passende Melodie im Kopf hat ohne sie wirklich Nachsummen oder fest definieren zu können, der weiß wovon ich Spreche. Die Musik ist das Feeling.
Spaß
Es ist schon wieder ein wenig her, dass ich diesen Film gesehen habe und ich werde ihn heute wieder sehen, diesmal mit meiner Frau. Warum? Weil wir selber Pferde haben und sie ein großer Pferdenarr ist und ich ihr diesen Western als Pferdefilm angepriesen hab.
Geschickt, nicht? Aber auch wahr. Auch Menschen die keine großen Western-Fans sind (wobei meine Frau auch nichts gegen einen guten Western hat) werden an diesem Film Spaß haben, da er so viel mehr ist als ein Revolverhelden-Epos.
In diesem geht es um den Westen an sich, das Abenteuer und das Pferd, das dem Abenteurer damals zur Seite gestanden ist. Und das vermittelt der Film wunderbar. Der Held selbst ist ein Pferdefreund und -liebhaber und er ist nicht der Einzige im Film. Immer wieder geht es um die Beziehung zwischen Reiter und Pferd und nicht alle Charaktere im Film verstehen diese Beziehung, wie auch nicht jeder Zuschauer es verstehen wird. Aber selbst diejenigen die diese Beziehung nicht verstehen können mit dem Film nichts verkehrt machen, wenn sie nur Spaß an einem guten Abenteuerfilm in epischer Landschaft haben. Dies ist eine klare Empfehlung von mir.