- Titel: 12 Uhr Mittags (High Moon)
- Dauer: 85 min.
- Erscheinungsjahr: 1952
- FSK: 12
- Genre: Western
12 Uhr Mittags ist ein klassischer schwarz-weiß Western und doch ganz anders als die meisten Menschen sich wohl einen Western vorstellen. Es gibt nur eine einzige Schlägerei, zwischen lediglich zwei Personen, welche nicht im Saloon stattfindet. Und zusätzlich gibt es auch nur eine Schießerei, nämlich die Namensgebende zum High Moon, also um 12 Uhr Mittags. Aber fangen wir, wie immer, von vorne an.
Story
Die Geschichte beginnt in einem kleinen, unbedeutenden Nest mitten im wilden Westen in dem ganz unverhofft der Goldrausch ausbricht. Mit einem mal ist das Nest nicht mehr ganz so klein, nicht mehr ganz so ruhig und nicht mehr ganz so ungefährlich. Bereits mehrere Sheriffs hat die Stadt verschlissen und die Stadtgründer suchen händeringend nach einem Neuen, als Jason McCullough auf seinem Weg nach Australien durch ihren hübschen Ort reitet und Geld braucht.
Will Kane ist Sheriff einer kleinen Stadt, die er höchstpersönlich aufgeräumt und sauber gehakten hat. Am Tage seiner Hochzeit legt er sein Amt nieder und will sich in einer anderen Stadt zur Ruhe setzen.
Doch genau an diesem Tag treffen sich drei der Raufbolde und Revolverhelden die er vor die Tür gesetzt hat und warten in genau jener Stadt in der der Sheriff gerade im Begriff ist zu heiraten und sein Amt nieder zu legen auf ihren vierten Mann. Und dieser vierte Mann ist Frank Miller, welcher vor genau einem Jahr in genau jeder Stadt von Will verhaftet und der Justiz übergeben wurde, welche ihn wegen Mordes zu Tode verurteilt hat.
Will erfährt von der Begnadigung Franks und dessen Ankunft just in dem Moment, in dem er bereits geheiratet den Sheriff Stern abgelegt hat.
Was tun? Bekräftigt von all seinen Freunden und seiner frisch geheirateten Frau springt Will auf seine Kutsche und verlässt mit seiner Gemahlin die Stadt. Doch es plagen ihn Gewissensbisse. Frank wird die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Er wird die Stadt tyrannisieren und sich früher oder später doch auf Wills Fersen setzen. Und selbst wenn nicht, die Ungewissheit würde dem ehemaligen Sheriff keine Ruhe lassen. Also kehrt er kurzerhand zurück und nimmt seinen Stern wieder auf.
Der Film handelt fast ausschließlich von der Suche eines beliebten und geachteten Sheriffs um Hilfe in einer Stadt, die er zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Und was vielleicht ein wenig langweilig klingt ist in Wirklichkeit eine dramatische und spannende Charakterstudie, die ich jedem weiterempfehlen kann. Denn sie zeigt recht realistisch wie die Menschen nunmal so sind. Auch wenn der Film in schwarz-weiß aufgenommen worden ist, seine Geschichte und die gezeigten Charaktere sind es mit Sicherheit nicht.
Schauspieler
Wie bereits gesagt handelt es sich bei dem Film um eine Art der Charakterstudie. Dabei wird nicht nur der Hauptcharakter Will Kane analysiert, sondern auch die ganze Stadt um ihn herum.
Dementsprechend ist es schwer die Leistung der Schauspieler an Garry Cooper und Grace Kelly allein auszumachen. Selbst die sehr guten Nebencharaktere (Lloyd Bridges und Katy Jurado zum Beispiel) hinzu zu nehmen würde nicht reichen.
Dementsprechend bunt ist auch das Ergebnis des Ganzen. Während die oben genannten Schauspieler meiner Meinung nach voll in ihren Rollen aufgehen, gibt es dich auch immer wieder Klischeecharaktere, die ein wenig übertrieben ihre Rollen wahrnehmen. Doch das ist wirklich meckern auf sehr hohem Niveau. Andere Filme haben das Problem ebenfalls. Nur fällt es da weniger auf, weil die gesamte Umgebung um die Hautcharaktere weniger in den Mittelpunkt gebracht wird. Dementsprechend vergeben ich hier nur 08/10 statt den ansonsten angebrachten 09/10.
Technik
Das Bildmaterial ist leider ein wenig mitgenommen und wirkt teilweise ein wenig körnig oder dunkel. Aber keine Sorge, das wirkt sich wenig auf den Filmgenuss aus und wer alte schwarz-weiß Filme mag kennt das bereits und weiß es vielleicht sogar zu schätzen. Ansonsten kann ich nicht viel zur Technik sagen. Die Schnitte und Perspektiven halten den Film trotz seines langsamen pacings frisch und spannend.
Die wenigen Stunts mit brennenden Scheunen und wilden Pferden sind gut gelungen und passend. Insgesamt gibt es hier nichts zu meckern.
Musik
Die Musik im Film hat mich wirklich begeistert, auch wenn es gar nicht so viel davon gibt. Aber da wo Musik zum Tragen kommt ist sie schön treibend und passend positioniert. Vor allem das sich immer wiederholende Thema verbindet die Charakterstudie wunderbar mit dem Western. Ich hab mich das eine oder andere Mal dabei erwischt wie ich mir gewünscht habe dass Lied einfach weiter zu hören wenn es durch einen Szenenwechsel unterbrochen wurde.
Die Soundeffekte bieten dazu genau das was man von ihnen erwartet.
Spaß
Ich habe den Film für diesen Test zum ersten Mal gesehen und verbinde somit entgegen unserem Seitennamen keine Nostalgischen Gefühle mit ihm. Zumindest habe ich das bis jetzt nicht getan. Ich denke wenn ich den Film in nächster Zeit noch mehrfach sehen werde, dann werden sich über kurz oder lang solche Gefühle aufbauen. Denn ich habe den diesen Streifen gleich in mein Herz geschlossen. Erst Recht dafür dass er anders war als ich es zuerst erwartet habe.
Wer hier mit einem klassischen Shoot-out Western rechtet dürfte wohl enttäuscht sein und der darf auch gerne meine Endwertung in Frage stellen. Dieser Film geht nicht in die klassische Schießerei / Prügelei Ecke. Ich würde ihn am ehesten mit „Der Mann der Liberty Wallance erschoss“ vergleichen. Nur mit noch weniger Action.
Es ist ein Western bei dem man nachdenken kann, aber nicht muss. Er zeigt Menschen mit alle ihren verschiedenen Meinungen ohne sie direkt in gut und böse oder mutig und ängstlich zu unterteilen, wenn sie mit einer drohenden Gefahr konfrontiert werden. Und ich denke dass die meisten menschlichen Entscheidungen und Gedankengänge leider sehr realistisch sind.