Tim und Struppi: Band 01 – Tim im Kongo Review


  • Titel: Tim im Kongo
  • Länge: 112 / 62 Seiten
  • Erscheinungsjahr: 1930-1931 / 1946 / 1975
  • Farbe: Schwarz-Weiß, ab 1946 in Farbe

Tim im Kongo hat eine ganz schöne Änderungsgeschichte hinter sich. Die erste Auflage wurde wie Tim bei den Sowjets als Fortsetzungsfolge herausgebracht. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger (für den Hergé sich schämte) wurde Tim im Kongo allerdings bereits 1946 als gekürzter Comic in Farbe veröffentlicht und somit zum Tin Tin (Original Name von Tim und Struppi) Band 01.

Dieser Comic wurde in den 70ern dann noch einmal überarbeitet und entschärft und die heutzutage in Deutschland erhältliche Fassung erblickte somit 1975 (1976 in Deutschland selbst) das Licht.

Story

Im Gegensatz zu späteren Folgen lebt Tim im Kongo noch von dem Abenteuer ein fremdartiges Land zu bereisen an sich. Anders als bei Tim bei den Sowjets gibt es allerdings bereits einen roten Faden, der sich durch die gesamte Geschichte zieht. Aber fangen wir mit den Eindrücken zum Land an, da diese, trotz der überarbeiteten Fassung, heutzutage alles andere als politisch Korrekt ist:

Sogar Schulze und Schultze sind bei der Verabschiedung von Tim dabei

Tims Reise beginnt am belgischen Bahnhof (auch wenn Hergé in der gekürzten Fassung alle Hinweise auf Belgien entfernt hat dürfte heutzutage bekannt sein dass Tim ursprünglich Belgier ist) wo Tim als berühmter Reporter verabschiedet wird. Seit der 1975 Fassung sind hier auch Schulze und Schultze zu sehen, welche im Hintergrund stehen. In der Geschichte selbst kommen sie allerdings nicht vor. Hergé hat sie im Nachhinein eingefügt.

Während der Überfahrt erlebt vor allem Struppi, Tims Hund, eine Menge Abenteuer. So wird er von einem Papageien gebissen, fast von einem blinden Passagier erschlagen und geht schließlich sogar über Bord.

Im Kongo angekommen erlebt vor allem Tim kleine Abenteuer. So wird er, in diesem Fall wieder durch Struppi, von einem Krokodil angegriffen, von dem blinden Passagier den Struppi kennen gelernt hat fast erschossen, von einem Eingeborenenstamm gefangen genommen, ihm wird das Auto geklaut und er wird in seinem Auto von einem fahrenden Zug gerammt – allerdings ohne Schaden zu nehmen.

Das alles sind lustige kleine Abenteuer, die schön zu lesen sind und die Stimmung des Abenteurers verbreiten, der in den 30ern Afrika erkundet. Nach heutiger Sicht sind diese Geschichten allerdings politisch völlig inkorrekt geschrieben.

So besteht ein lustiger Part daraus, dass die Eingeborenen an alles und jeden ein Dingsbums dranhängen und ein wenig naiv sind. Auch die Zeichnungen heben die typischen Merkmale eines schwarzen Eingeborenen vor, wie zum Beispiel die dicken Lippen.

Und Tims Umgang mit den Tieren ist ebenfalls alles Andere als korrekt. So will Tim sich eine Gazelle zum Essen schießen, die hinter einem Hügel steht und von der er nur den Kopf sieht. Als diese nicht zu Boden geht schießt er erneut und wundert sich wie viele Kugeln er benötigt. Schließlich fällt das Tier doch um und als Tim es holen will sieht er, dass er ein gutes Duzend Gazellen geschossen hat, ohne es zu merken.

Oder als Struppi von einem Affen gefangen wird, schießt Tim einen anderen Affen um sich ein Kostüm aus ihm zu basteln und Struppi zurück zu holen.

eine Szene in der Tim ein Nashorn mit einer Dynamitstange in die Luft jagt um eine Trophäe zu erhalten wurde 1975 umgeschrieben und das Nashorn überlebt das Abenteuer nun unverletzt.

Alles in allem sind die Abenteuer von Tim im Kongo lustig und spannend wenn man akzeptieren kann dass es sich um eine andere Zeit handelt in der der Comic verfasst wurde.

Der rote Faden hingegen ist bereits eine klassische Tim-Geschichte in ihren Ansätzen. Der blinde Passagier den Struppi während der Überfahrt aufstöbert ist ein von der Mafia angeheuerter Verbrecher, der Tim ausschalten soll, damit dieser nicht hinter deren illegales Diamantengeschäfft kommt. Dementsprechend taucht der Mann auch immer wieder auf und ist für viele der Missgeschicke die dem Reporter passieren verantwortlich, bis Tim ihn endlich schnappt und der örtlichen Polizei übergibt.

Natürlich kann man diese ersten Abenteuer die Tim und Struppi hier gemeinsam erleben noch nicht mit dem Vergleichen was sie später zusammen mit Capitaine Haddock, den Schlu(t)zes und Professor Bieblein erleben sollen. Aber gerade wenn man ein Gefühl für die Zeit entwickelt in der der Comic verfasst worden ist und spürt was für ein Abenteuer es damals gewesen ist ein fremdes Land zu erkunden wird man viel Spaß damit haben.

Story

Charaktere

Tim ist Tim und Struppi ist Struppi. Das ist schonmal ein großer Pluspunkt dieses doch sehr frühen Comicwerkes von Hergé.

Ansonsten ist von den bekannten Größen leider niemand dabei, den nachträglich hinzugefügten Schul(t)ze-Auftritt mal außen vor. Und außer dem Bösewicht, der doch eher ein 0815-Ganove ist, gibt es auch nicht viele nennenswerte Personen die in dem Comic eine Rolle spielen.

Ich könnte noch einmal darauf eingehen wie naiv die Eingeborenen dargestellt werden. Aber wer das nochmal lesen möchte kann sich noch einmal den Part Story durchlesen.

Ist diese Tim und Struppi also ein Reinfall, was die Charaktere angeht?

Ich kann alle Fans beruhigen: Nein, ist er nicht. Wie schon erwähnt ist Tim von einigen, wenigen Punkten ab, schon der Reporter den wir alle lieben und Struppi ist frech und lustig und immer mit dabei.

Alle anderen Charaktere erfüllen ihren Zweck, sind aber nichts Besonderes.

Charaktere

Technik und Design

Tim und Struppi ist nun keine Comicreihe die irgendwann in den frühen Jahren stecken geblieben ist und von der man nur noch die alten Hefte mit dünnem, vierfarbig bedrucktem Papier bekommt. Dementsprechend sind Druck und Papier auf dem heutigen Standard. Und auch die Bilder wurden ja bereits in den 70ern überarbeitet und sind somit genau das was man von einem Tim und Struppi Comic in der heutigen Zeit erwartet.

Technik und Design

Spaß

Das Problem an alten Geschichten ist ja oft, dass sie aus heutiger Sicht politisch nicht mehr vertretbar sind. Das gilt nicht nur für Tim und Struppi sondern auch für die Bücher von Karl May und vielen Anderen. Und das obwohl Autoren wie Karl May mit ihrem Denken und ihrer Offenheit ihrer Zeit bereits voraus waren.

Was bedeutet das jetzt für die Geschichten die Hergé und all die Anderen geschrieben haben? Kann man diese unter den heutigen Gesichtspunkten überhaupt noch lesen?

Ich sage: Ja. Natürlich wird man das ein oder andere Mal schlucken. Wenn Tim zum Beispiel einen Elefanten schießt und dessen Stoßzähne einsammelt oder er sich aus einem echten Affen ein Kostüm bastelt indem er ihn erschießt und ihm die Haut abzieht, dann ist das aus heutiger Sicht weder lustig noch pfiffig. Das ist dann verwerflich und eklig.

Wer diese frühen Werke von Hergé also lesen möchte sollte vorher wissen wie er sie zu nehmen hat. Nämlich als Zeitzeugen, die zu einer Zeit entstanden sind als Großwildjagden noch ein Abenteuer waren. Als fremde Länder noch fremd waren. Und zu einer Zeit als die Menschen sich nicht einfach willentlich weniger Gedanken gemacht haben, sondern einfach weniger wussten und nicht die heutigen Mittel hatten das wenige Wissen das sie hatten zu verbreiten.

Wer das Alles im Kopf behält und sich auf das Abenteuer des Fremden und Neuen dass heutzutage einfach nicht mehr fremd und neu ist einlässt, der wird auch Spaß an Tim im Kongo haben.

Spaß