Entwicker/Publisher: Propaganda Games/Touchstone Studios
Einscheinungsdatum: 2008
Genre: First Person Shooter
Plattform: xbox 360/PS3
Story
I am Turok! – und somit ein generischer Weltraumsöldner, der zufällig Indianer ist. Bitte was? So oder so ähnlich dürften sich viele Fans damals gefühlt haben, als sie das Spiel zum ersten mal in ihre Konsole gelegt und den Protagonisten kennen gelernt haben.
Wer meine Reviews früherer Turok-Spiele gelesen und/oder vielleicht die Videos gesehen hat, der kennt die ursprüngliche Geschichte zum großen indianischen Dinosaurier-Jäger Turok. Wer die Comics gelesen hat kennt sogar den Ursprung dazu.
Beide Ansätze hatten ihren Charme. Der Comic hatte etwas wunderbar Altes, eine Art Wilder Westen Feeling mit Steinzeit und Dinosauriern. Die Spiele für das N64 und die dazu gehörigen Comics waren wunderbar schrill und abgefahren – eben typisch 90er.
Das Turok-Spiel aus dem Jahre 2008 hat davon nun leider gar nichts mehr. Offensichtlich wurde hier versucht ein Neuanfang zu machen, indem nur das rudimentärste Grundgerüst der alten Geschichten übernommen wurde. Indianer namens Turok schießt auf Dinosaurier. Punkt. Alles Andere wurde geändert. Warum man dafür die Turok-Linzenz benötigte wissen wohl nur die Entwickler selber. Da hätte man den amerikanischen Ureinwohner auch Bob nennen und/oder ihm eine beliebige andere Nationalität geben können. Die Geschichte des Spiels ist soweit ab vom Schuss, dass niemand auf die Idee gekommen wäre Urheberrechte einzuklagen. Also hier schonmal ein klarer Minuspunkt gleich zum Beginn. Turok ist kein Turok, nichtmal als reboot. Er ist es einfach nicht. Es ist ein völlig anderes Spiel mit zufällig dem gleichen Namen. Aber taugt das Spiel denn was?
Nun, nach diesem kleinen rant beginnen wir mit der Story:
Wir übernehmen in dem Spiel die Rolle von Turok, einem Söldner, der mit einer Truppe anderer Soldaten durchs All geschickt wird um seine ehemaligen Kameraden gefangen zu nehmen und sie vor Gericht zu bringen. Anführer dieser Truppen ist General Roland Kane, zu dem Turok eine besondere Beziehung hat. Kane hat Turok damals als dieser noch Strafgefangener war, aufgenommen, ihm das Kämpfen beigebracht und ihn gelehrt seine indianischen Ursprünge zu ehren.
Doch als Kane angefangen hat auch Zivilisten zu töten und seine eigene Agenda zu verfolgen, hat sich Turok aus seinem Wolfspack gelöst und ist somit auf der Gegenseite gelandet.
Die Beziehung zwischen Turok und Kane wird hauptsächlich in Rückblenden erzählt, was durchaus seinen Charme hat, auch wenn diese teilweise recht theatralisch und klischeehaft wirken. In den Sequenzen der Gegenwart wird versucht Spannung durch den Konflikt Turoks mit den anderen Mitgliedern des Trupps aufzubauen, die ihn für einen Verräter halten und ihm nicht trauen. Das funktioniert allerdings nur teilweise. Im großen und ganzen kämpfen hier alle guten Gemeinsam gegen die Bösen und natürlich die Dinosaurier, von denen es auf dem Planeten auf dem sich Kane versteckt hält nur so wimmelt.
Diese versucht Kane nämlich zu biologischen Kampfwaffen zu modifizieren um sie dann gewinnbringend zu verkaufen.
Die Geschichte um Turok und seinen ehemaligen Kommandant ist prinzipiell nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Wer das Spiel also wegen der Story spielen will wird woanders mit Sicherheit besser bedient. Doch innerlich ist sie dem Spiel auch nicht. Man nimmt sie halt einfach so mit.
Gameplay
Beim Gameplay ist Turok sich wohl noch am meisten treu geblieben, auch wenn selbst hier einige Änderungen vorgenommen wurden. Vorbei ist es mit dem riesigen Waffenarsenal dass man mit sich führen konnte. Getragen werden nur noch zwei Waffen, die aber jederzeit getauscht werden können wenn man Neue findet. Dafür kann man manche Waffen auch im dual-mode verwenden, also je Hand eine Waffe zur gleichen Zeit. Und zumindest das Waffenarsenal selbst ist abwechslungsreich und reichhaltig, wenn auch nicht so ausgefallen wie auf dem N64. Aber vom Messer über den Bogen bis hin zum Flammen- oder Raketenwerfer, Maschinenpistolen, Granatwerfer, Impulsgewehre, Railguns, Shotguns und vieles mehr ist alles vorhanden.
Was sich ebenfalls geändert hat ist die Lebensenergie. Vergessen sind die Tage in denen man verzweifelt nach Health-Items gesucht hat. Ganz im Stile eines modernen Shooters wird die Lebensenergie automatisch aufgeladen, wenn man eine Zeit lang keinen Schaden bekommt und angezeigt wird der aktuelle Zustand über die Farbe des Bildes. Wird der Bildschirm mehr und mehr von roten Farben geprägt, die nicht das Blut eines Gegners darstellen sollte man darüber nachdenken in Deckung zu gehen, weil einem sonst ein vorzeitiges Ableben droht.
Aber davon ab reden wir schon von einem typischen Turok-Spiel, naja fast. Die Level sind eher Schläuche, verloren geht man hier selten und gesucht wird hier auch nichts mehr. Alles läuft streng linear.
Aber man ballert sich durch Horden an gut gemachten und abwechslungsreichen Dinosauriern, kann Gegner im Nahkampf mit QTE killen… ach, ne, QTE gab es in den ursprünglichen Turoks noch nicht. Also auch hier hat sich einiges geändert. Und die fiesen Sprünge sind auch Geschichte.
Also das Gameplay an sich ist nicht schlecht, aber auch nichts Neues. Eher ein typischer Shooter, knapp über dem Durchschnitt.
Steuerung
Wo das alte Turok auf dem N64 neue Standards gesetzt hat, setzt das 2008er Turok auf eben diese.
Das bedeutet ja jetzt erstmal nichts schlechtes. Turok ist ein solider Shooter, was seine Steuerung angeht. Es werden die beiden Sticks eingesetzt um sich vorwärts zu bewegen, bzw. sich umzusehen. Mit den Schultertasten wird geschossen. Unser Charakter schleicht nicht durch die Level, renn tut er aber auch nicht wirklich. Dafür hat er einen Knopf für kleine Ausweichmanöver und kann immer noch klettern und ein wenig hüpfen (so richtig Springen ist das im Vergleich zu damals nicht mehr).
Ein bißchen Abwechslung bringen die neuen Waffen, nicht nur im Gameplay, sondern auch in der Steuerung. So gibt es Waffen die Explosivmunition verschießen und erst beim zweiten bedienen der Schultertaste explodieren und Scharfschützengewehre mit denen man an die Gegner heran zoomen kann.
Doch wirklich neu ist das nur im Vergleich zu den alten Turok. Wer etwas modernere Shooter (also für damalige Verhältnisse, sowas wie PS360Wii) gespielt hat kennt diese Funktionen alle bereits.
Es ist wie bei vielen Dingen in Turok 2008. Es macht seinen Job nicht schlecht, doch so richtig umhauen tut es einen auch nicht. Die acht gibt es vor allem deshalb weil die Steuerung einfach zu lernen ist und keine großen Mängel hat. Ja, die QTE wenn man mit dem Messer kleinere Dinos zerhackt sind teilweise ein wenig verwirrend. Ich hatte nicht das Gefühl dass das immer so richtig funktioniert hat, aber das kann auch an mir gelegen haben. Insgesamt war ich doch sehr zufrieden. Turok spiel sich wie ein typischer Shooter und das ist ja erstmal nicht schlecht.
Design
Ich weiß nicht wie Turok damals technisch aufgenommen wurde, aber mir persönlich hat gefallen was ich gesehen habe.
Die einzelnen Level sind sehr abwechslungsreich, die Dinosaurier sind gut animiert und sehen hübsch aus (solange man ein Faible für übergroße Echsen hat). Es gibt ein Menge abwechslungsreicher tierischer Gegner und dazu eine Hand voll ziemlich ähnlich aussehender goons. Aber seien wir mal ehrlich – wer spielt Turok wegen der menschlichen Gegner?
Dazu kommt der schön umgesetzte Dschungel, einige düstere Höhlen und eine Menge verteilter Gebäude mit moderner Technik, die auch hier für Abwechslung sorgen. Turok 2008 kann zwar mit seinem Design nicht gegen die alten N64 Teile anstinken, aber doch eine gute Atmosphäre aufbauen. Nur eben leider keine Turok-Atmosphäre.
Sound
Ein Großteil des Dschungel-Feelings von den alten Turok-Teilen kam mit Sicherheit durch den gut gelungenen Sound. Hier kann Turok 2008 leider nicht punkten. Zwar macht es seine Aufgabe nicht schlecht, aber so richtig überzeugen kann es nicht. Hinzu kommt die eher mittelmäßige Sprachausgabe, die einem das Gefühl eines etwas besseren B-Movies gibt. Zumindest die deutsche Synchronisation hat mich nicht so wirklich ansprechen wollen.
Außerdem haben mir die treibenden Tracks der alten Teile gefehlt und die ständige Geräuschkulisse, von der man am Anfang denkt dass sie einen bald nerven wird, die aber ganz im Gegenteil, eins wird mit dem Setting.
Also auch hier kann Turok seinen großen Vorfahren nicht das Wasser reichen. Solide ist mal wieder das Wort, dass mir als erstes einfällt.
Spielspaß
Was ist also die Essenz des ganzen? Was macht Turok 2008 zu dem was es ist? Nun das was einem Turok-Fan als erstes auffallen wird ist wohl, dass es sich um hier um kein Turok-Spiel handelt. Turok 2008 ist ein gut gemachter Shooter mit Dino-Setting, dem der Name Turok oben aufgedrückt worden ist, mehr nicht.
Aber waren nicht die alten N64 Teile von Turok schon eine Neuinterpretation des Themas? Hat es nicht auch hier schon große Veränderungen gegeben und waren diese nicht sogar sehr gut?
Wo liegt also der Unterschied zwischen dem reboot von Turok damals auf dem N64 und dem aus dem Jahre 2008? Nun, das fängt schon bei der Geschichte an. Während es Comics gibt die den Übergang vom alten Turok zum Neuen erklären und in erster Linie sogar den alten Charakter übernehmen (und den Nebencharakter offiziell verlieren) gibt es das in diesem Fall nicht. Wie auch? Ist doch schon das Setting ein ganz Anderes. War das verlorene Land damals noch das Selbe und wurde nur an die moderne Geschichte angepasst, so handelt sich im Jahre 2008 plötzlich nicht mehr um einen abgegrenzten Bereich in dem Zeit und Raum ihre Bedeutung verlieren, sondern um einen fremden Planeten den jeder Mensch mit einem Raumschiff erreichen kann.
Für einen einfachen reboot wurde in meinen Augen einfach zu viel verändert. Der namensgebende Hauptcharakter, bzw. sein Titel, der Ort des Geschehens, die Hintergrundgeschichte, das Gameplay, die Motivation, einfach alles wurde geändert.
Und wo wir schon bei Änderungen sind. Durch die neue Story, das neue Gameplay, die andere Steuerung und den ganz anderen Soundtrack ist die Stimmung natürlich auch eine ganz Andere. Ich glaube ich habe es schon erwähnt gehabt, aber dies ist kein Turok. Was bleibt ist die Tatsache dass es sich um einen Dinosaurier-Shooter handelt und zwar um einen Guten. Oder zumindest keinen Schlechten.
Denn ja, Turok ist nicht Turok, aber als einfacher Dino-Shooter macht das Spiel Spaß. Es gehört vielleicht nicht zu den Besten, aber wer gerne wieder durch Büsche und Sträucher preschen und sich mit großen Echsen anlegen will, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten. Umhauen wird einen das Spiel aber nicht.