Entwicker/Publisher: Runecraft/Infogrames
Einscheinungsdatum: 2001
Genre: Plattformer
Plattform: Playstation 1
Nostalgika testet ein weiteres Tim und Struppi Spiel. Wie bereits in den anderen Reviews geschrieben bieten der berühmte Reporter und sein Hund eigentlich eine perfekte Vorlage für ein Adventure oder ein Action Adventure. In dem 2001 für Playstation und Windows erschienenen Spiel handelt es sich allerdings erneut um einenPlattformer.
Nun, sind wir ehrlich, ein Plattformer geht eigentlich immer. Nach den verkorksten SNES-Titel darf man allerdings trotzdem skeptisch sein. Ob diese Skepsis letztendlich berechtigt ist sehen wir jetzt.
Story
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Die Geschichten von Tim und Struppi sollten hinreichend bekannt sein. „Die Abenteuerreisen von Tim und Struppi“ nimmt gleich fünf der erfolgreichen Comics als Vorbild, was ich persönlich sehr schön fand, da dadurch viel Abwechslung aufkommt. Auch die gewählten Comics gefallen mir sehr gut, auch wenn von Doppelfolgen wie „Reise zum Mond“ leider nur einfach bedacht wurden. Die Comics die man in dem Spiel nachspielen darf sind: Die schwarze Insel, Der Schatz Rackham des Roten, Im Reich des schwarzen Goldes, Schritte auf dem Mond und Flug 714 nach Sydney.
Um die Geschichten alle unter einen Hut zu bekommen wurde ein einfacher, aber guter Trick verwendet. So zeigen die Startsequenz und die Zwischensequenzen, dass wir diese Passagen eigentlich gar nicht selbst erleben, sondern diese mit einer von Professor Bierlein erfundenen Maschine, die einem Fernseher ähnelt, nacherleben.
Dazu sagt Kapitän Haddock zu jedem Level noch ein paar Worte um zu erklären worum es hier eigentlich geht. Und das ist auch gut so. Denn wie bei vielen alten Spielen üblich wird der Rest der Geschichte nicht weiter erzählt. Man spielt Level, die dem Setting des Comics angepasst sind. Es gibt Endgegner, die passend zur Story sind. Aber der Rest ist einfaches Plattforming.
Ist das schlimm? Ich denke nicht. Wer die Spiele spielt wird ziemlich sicher die Geschichte hinter den Comics kennen und das Setting selbst wurde gut eingefangen. Mich haben Stimmung und Setting zu den Comics sofort eingefangen und die Anzahl der gewählten Comics und die Wahl selbst haben mir sehr gefallen.
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Gameplay
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Oh! Mein! Gott!
Wer die SNES-Reviews gelesen hat kennt diese Worte bereits. Glücklicherweise ist das nicht ganz so schlimm wie man jetzt vermuten könnte. Nein, es hat sich schon einiges getan. Nur leider nicht genug. Und wieder geht das Ganze Hand in Hand mit der Steuerung. Aber ich eile voraus. Fangen wir doch von vorne an.
Das Gameplay ist ein simples 2,5D Jump’n Run. Die Umgebungen sind dank der unterschiedlichen Comics abwechslungsreich und auch wenn sie technisch nicht auf dem damaligen stand der Zeit waren passend und hübsch.
Doch das Leveldesign ist einfallslos wie es kaum einfallsloser sein könnte. Wir haben eine Hand voll Gegner, die auf uns zulaufen oder zufliegen, die wir überspringen oder mit einem Lichtblitz erschrecken oder K.O. schlagen können.
Kling ja ganz gut, ist es aber nicht. Das Gameplay ist erneut ein einfaches Try and error Prinzip. Das Spiel ist ultra-leicht, was es dank der vermurksten Steuerung, die es schafft das Spiel trotzdem immer wieder frostig zu gestalten aber auch sein muss. Außerdem ist es ultra kurz. Wäre die Steuerung gelungen würde das Spiel wohl kaum mehr als 1-2 Stunden in Anspruch nehmen.
Leider sind auch alle Endgegner mit dem gleichen Prinzip zu erledigen und so wird, was beim ersten Endboss noch interessant ist, schnell eintönig.
Warum also ist das Spiel dann trotz der gleichen Fehler besser als die SNES-Teile? Nun, es wurden auch einige Kritikpunkte verbessert und einige fast nette Erweiterungen vorgenommen.
Erweitert wurde das Spielprinzip um Fahrzeuglevel, was eigentlich eine gute Idee ist und das Gameplay ein wenig abwechslungsreicher macht und auflockert. Leider wurden diese Level nicht besonders gut umgesetzt. So fahren die Fahrzeuge meist auf vorgefertigten Bahnen und man hat nur wenig Einfluss auf die Steuerung.
Dazu kommt eine schlechte Kollisionsabfrage und unübersichtliches Leveldesign.
Zu den Verbesserungen des ursprünglichen Gameplays gehört zum Beispiel das Weglassen des Zeitlimits, was sich sehr positiv auswirkt. Aber auch dass es keine Leben mehr gibt und man jeden Level mit voller Energieleiste startet senkt ein wenig das ohnehin hohe Frustpotential.
Hier wurde also in die richtige Richtung gearbeitet. Leider nicht genug um das Spiel wirklich gut zu machen.
Steuerung
Hatte ich schon Oh! Mein! Gott! gesagt? Dann sage ich es hier nochmal. Oh! Mein! Gott!
Und auch diese Einleitung habe ich von meinem Test der SNES-Version kopiert. Und diesmal leider völlig zu Recht.
Tim bewegt sich wie in Zeitlupe, er springt ebenso und doch lassen sich seine Sprünge nicht wirklich gut kontrollieren.
Versucht man in der Luft die Richtung zu wechseln, bzw. ein wenig gegen zu steuern, so springt die Kamera und versucht einen endgültig zu verwirren. Warum? Hinzu kommt eine schlechte Kollisionsabfrage plötzlich aus dem Bildschirmrand auftauchende Hindernisse.
Und auch in den neu eingebauten Fahrpassagen ist die Steuerung das größte Manko. Unsere Fahrzeuge fahren meist auf Schienen und wir haben nur geringe Einflussmöglichkeiten. Diese Einflussmöglichkeiten werden durch die Kamera, die schwammige Reaktion unserer Gefährte und die schlechte Kollisionsabfrage nochmal reduziert. Am Ende werden diese Passagen zu einfachen Merkaufgaben. Lerne den Level auswendig und versuche so wenig wie möglich zu steuern.
Wären das Leveldesign und die Gegner und das ganze Spielprinzip nicht so leicht und das Spiel selbst so kurz, wäre die Steuerung richtig frustig. Ach wem mache ich was vor? Das ist es auch so!
Design
Auch hier hätte ich den Text eigentlich von den SNES-Teilen übernehmen können, aber das wäre ja langweilig. Technisch gesehen wird dieser Titel zwar niemanden hinter dem Ofen herholen – und auch damals niemanden hervorgeholt haben, aber von den Cutscenes und dem Design war ich ab dem ersten Moment überzeugt.
Dadurch dass Tin Tin schon immer eine Comicvorlage mit einem relativ simplen Design war mag das zwar nicht schwer sein. Doch das will ich nicht bewerten.
Das Ergebnis jedenfalls hat mich sofort abgeholt und mich bis zum Schluss unterhalten.
Sound
Sound und Musik des Spiels sind auf hohem, wenn auch nicht überragendem Niveau. Es wird pro Level eine Hintergrundmusik abgespielt, die glücklicherweise niemals nervig wird und teilweise Sogart sehr gut unterhält. Außerdem passen die Stücke jeweils sehr gut zum jeweiligen Setting. So mochte ich die schottisch angehauchte Musik in den Levels von „Die schwarze Insel“.
- Mittlerweile gibt es auch eine Sprachausgabe, auch wenn diese sich natürlich auf wenige Sätze beschränkt. So wird in den Zwischensequenzen gesprochen und jeder Satz wurde auch vertont.
- Die Soundeffekte sind in Ordnung und passen zum jeweiligen Level.
Spielspaß
„Hier stehen wir nun…“, um Kapitän Haddock zu zitieren und ein wenig feierliche Stimmung zu verbreiten. Unangebrachter Weise natürlich, so wie es auch in der Vorlage geschieht, als der Kapitän die beiden Schulzes im Hörspiel „Der Schatz Rackhams des Roten“ auf den Arm nimmt.
Das Spiel ist schlecht und es lohnt sich nicht es zu spielen. Es wurden zwar Dinge im Vergleich zu den Vorgängern verbessert, doch nicht genug um das Spiel wirklich gut zu machen. Leider.
Denn als Fan von Tim und Struppi würde ich gerne eine gute Umsetzung der Comics sehen. Mein nächster Stop zu dem Thema wird die PS360 Version des Spielberg-Films sein. Meine Hoffnung liegt nun vollständig auf dieser Umsetzung.
Was die Playstation-Version von Tim und Struppi angeht: Das Design und die Musik sind schön. Wenn ihr Fans der Comics/Filme/Hörspiele seid, schaut euch einen Playthrough auf YouTube an. Aber das Gameplay und die Steuerung sind so mies, dass ich niemanden dazu auffordern würde sich das anzutun.