Titel: Turok: Conquest (Dinosaur Hunter 1-4)- Länge: 4 Bände
- Erscheinungsjahr: 2014
- Farbe: Glänzend farbig
Und wie der ein Turok Reboot. Dem Indianer scheint es zu gefallen seine Hintergrundgeschichte zu ändern – was auch gar nicht so schlecht ist, da immer wieder interessante Geschichten dabei heraus springen. Ob der Ansatz von Dynamite aus dem Jahre 2014 dazu gehört sehen wird jetzt.
Story
Tatsächlich hat sich die Geschichte um Turok erneut vollständig verändert. Was geblieben sind, sind die Indianer und die Dinosaurier, doch weg ist das Steinzeittal der Ursprungsreihe und die Aliens/Roboter der Videospielreihen und etliches mehr. Aber es sind auch neue Dinge hinzu gekommen. Beginnen wir doch mal am Anfang.
Turok wird als vom Stamm Ausgestoßener Indianer vorgestellt dessen Eltern angeblich Mörder waren und nun beide tot sind. Antar taucht in dieser Reihe wieder auf (der junge Freund aus den ersten Teilen), diesmal allerdings auf der Gegenseite. Als treues Mitglied seines Stammes ist ihm Turok ein Dorn im Auge und er versucht mit seinen Freunden den Ausgestoßenen zu töten.
Es kommt allerdings anders. Noch während die Stammesmitglieder ihr vermeintliches Opfer jagen, werden sie alle von Dinosauriern angegriffen und können nur überleben weil Turok die Echsen in eine Falle lockt die er eigentlich für seine Verfolger gebaut hatte.
Dass aus der erbitterten Feindschaft nicht gleich eine Freundschaft wird dürfte klar sein. Doch es kommt zu einem unfreiwilligen Waffenstillstand, als die jungen Männer feststellen, dass Neuankömmlinge vom Meer zu ihnen gekommen sind und den Stamm versklaven.
Hierbei handelt es sich doch tatsächlich um Kreuzritter, die auf der Suche nach Gold in ihren Schiffen über das große Wasser geschwommen sind und die Dinosaurier als lebende Waffen mitgebracht haben.
Klingt abgefahren? Ist es auch. Aber was an einem Indianer der Saurier bekämpft ist schon normal? Die Story funktioniert jedenfalls erstaunlich gut, nicht zu letzt wegen der Charaktere und Konflikte die hier entstehen.
So handelt es sich nicht um einen reinen Action-Comic, wie damals zu Seed of Evil-Zeiten und auch nicht um das Abenteuer, wie damals zur Geburtsstunde des Dino-Jägers. Die Stimmung ist trotz der abgefahrenen Geschichte sehr ernst und von den Dialogen und den Bildern her im modernen Comic-Alter angelangt. Man könnte fast sagen Turok sei erwachsen geworden und so sehr ich die alten Teile auf ihre Weise mag, so gut steht ihm der neue Look.
Charaktere
Neben Turok, der um einiges ernster als in den 90ern und um einiges düsterer als in den 60ern ist gibt es noch eine ganze Reihe an interessanten Charakteren. Angefangen bei Andar, der sich vom unerfahrenen Gefährten aus den 60ern zum hitzköpfigen Widersacher entwickelt hat. Dabei ist der junge Indianer sogar ein wenig Klischee, spielt den typischen Kontrahenten, der dem Hauptcharakter immer nur böses will und ihn nicht versteht, durch die Umstände jedoch auf seiner Seite steht. Das ist immerhin schon eine Schicht mehr als die typischen Klischee-Charaktere haben.
Dann haben wir den eigentlichen Widersacher. Den Anführer der Kreuzritter, der das ultimative Böse verkörpert. In seiner Gier nach Macht und Gold kennt er keine Grenzen, würde seine eigene Tochter opfern (er hat ja noch welche zu Hause) und schickt seine Männer ohne mit der Wimper zu zucken in den Tod.
Klingt nach mehr Klischee? Ist mehr Klischee, aber gut umgesetzt.
Zu dem bösen Anführer der Kreuzritter gehört natürlich die naive Tochter, die es eigentlich nicht böse meint, für die Indianer aber Untermenschen sind, die für die Sklaverei geboren wurden. Dieser Charakter wurde auch nicht romantisiert. Die liebe Tochter, die die Untermenschen nicht schlagen möchte gibt es bei Disney. Hier wird hart durchgegriffen, einfach weil man seine Tiere erziehen muss und mehr sind diese Hinterlegter für sie nicht. Und das meint sie wirklich nicht böse. Das kann einen sogar mehr ärgern als die verbocktet von Andar oder die bewusste Bosheit ihres Vaters.
Und zu guter Letzt ist da Anders Schwester, die Turok als den erkennt, der er wirklich ist. Auch wenn er selbst nicht mehr weiß wer oder was er eigentlich ist. Dass sie den Außenseiter mag ist natürlich ein weiterer Konfliktpunkt. Zusammen mit all den Nebencharakteren, die einfach zur Seite stehen oder einen kurzen Auftritt haben bevor sie gefressen werden ergibt das eine wunderschöne konfliktgeladene Mischung. Alles gut gemacht. Die 10/10 gäbe es bei noch weniger Klischee, wobei ich zugeben muss, dass ich es in diesem Fall genossen habe.
Technik und Design
Der Comic ist so schön gezeichnet, das Papier ist hochwertig und fühlt sich gut an, der Stil ist modern und Klassisch zugleich. So sind die Farben nicht so knallbunt wie in den 90ern, aber auch nicht so matt und Pastell wie in den 60ern. Die Bilder sind detailliert genug um den Leder in dieser Welt Versinken zu lassen, ohne jedoch Wimmelbilder zu werden.
Die Panels des Comics geben einen groben Rahmen vor wo sich das Bild befinden soll, ohne die Charaktere jedoch einzuschränken, die in Actionszenen durchaus mal aus dem ihnen vorgegebenen Rahmen ausbrechen. Das macht das Ganze dynamisch und sorgt die passende Dramatik bzw. Action.
Einmal mehr passen Technik und Design perfekt zusammen und spiegeln somit die Stimmung und den Stand der Zeit wieder in der sie entstanden sind.
Spaß
Was Turok schon alles durchgemacht hat geht auf keine Dinosaurierhaut mehr. Man hat das Gefühl dass der arme Kerl alle 10-20 Jahre einen kompletten reboot widerfährt. Und dem ist auch so. Faszinierend daran ist wie es den jeweiligen Autoren gelungen ist den Kern des Charakters beizubehalten, obwohl sie die Grundstory jedes mal komplett umgekrempelt haben. Schön ist auch, dass dieses komplette Umkrempeln dazu geführt hat, dass die Comics ein perfektes Abbild der Zeit geben in der sie entstanden sind, sowohl vom Design, als auch dem Setting.
So startet das Ganze mit einer einfachen Verbindung zweier typischen Jungen-Abenteuer: Indianer und Dinosaurier, im typischen Stil der alten Wild-West-Comics. Der väterliche Held und sein jugendlicher Sidekick.
In den 90ern hingegen ist der Jugendliche der Held, sein Sidekick ein Nerd und die Dinos sind mit Laser und High-Tech ausgestattet. Zu allem Überfluss kommen dann noch Aliens mit ins Spiel. Trotzdem bleibt die Serie in meinen Augen auf hohem Niveau.
Und war haben wir in diesem Comic? Einen düsteren Einzelgänger, der cool und stark, aber nicht sehr beliebt ist und eine zweifelhafte Vergangenheit sein Eigen nennt. Ein Anti-Held könnte man sagen im modernen Stil, bei dem die Charaktere durchaus mal aus dem für sie angelegten Panel herausragen und somit den Rahmen sprengen.
Was immer gleich bleibt sind einzig der Indianer und seine Saurier. Und natürlich das Niveau. Allerdings sollte man für Turok schon eine gewisse Toleranz für abgefahrene Dinge haben. Aber für welchen Superheld braucht man die nicht?
Was bleibt über diesen Reboot zu sagen? Kauft ihn euch, wenn ihr ihn bekommt, denn er ist in Deutschland nicht leicht zu bekommen. Mein Exemplar kam aus den USA und ich bin froh es zu haben. Die Charaktere sind toll, die Story abgefahren, doch in sich dann stimmig und das Design ist modern und hübsch. Wer einen etwas düsteren Euro erleben will wird hier voll auf seine Kosten kommen.