Entwicker/Publisher: PsychoDev/AtomicHorde
Einscheinungsdatum: 2017
Genre: Point&Click Adventure
Plattform: Steam Deck
Innsmouth sollte vielen ein Begriff sein. Fans von H.P. Lovecraft oder Anhänger der großen Alten werden quasi in diesem urigen Fischerort wohnen. Wem der Name allerdings nichts sagt, der sollte sich einmal die Kurzgeschichte „Schatten über Innsmouth“ zu Gemüte führen, um in die richtige Stimmung für das Spiel zu kommen. Ob sich das Spiel nach der Kurzgeschichte aber überhaupt noch lohnt, das erfahrt ihr hier.
Story
Die Geschichte von Innsmouth Chronisches hält sich schön an das Konzept der Kurzgeschichte. Bevor wir überhaupt in den Ort reinkommen, werden wir anderweitig auf das kleine Fischernest aufmerksam, hören Gerüchte, schnüffeln herum und werden neugierig.
Und alleine das tut dem Spiel bereist gut. Fans zumindest werden sich gleich zuhause fühlen. Der unschuldige Wanderer, der zufällig über die Geschichten von Innsmouth stolpert und sich näher mit dem Mysterium beschäftigt, bis er schließlich selber durch den Ort hindurch fahren möchte um sich einen Einblick zu verschaffen… das ist schon gut gemacht.
Leider hapert es trotz allem ein wenig an der Stimmung die von dem Spiel ausgeht. Fast hätte ich eine 07/10 oder weniger gezückt, weil das Spiel nicht düster und gruselig genug ist. Der Grund dafür ist vor allem der Humor, der sicherlich nicht verkehrt für ein P&C-Adventure ist, aber eben nicht zu Innsmouth passt.
Trotzdem ist die Geschichte an sich, die auch noch in zwei verschiedenen Zeitebenen spielt schön gemacht und erzählt.
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Gameplay
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Hmm, was sind die typischen Fehler die man bei einem P&C-Adventure machen kann? Schlechte Rätsel, schwer zu entdeckende Gegenstände, Zeitdruck mit Todesfolge… Innsmouth Chronisches bietet dies alles, wenn auch in Maßen. Und es steuert sogar noch ein weiteres Problem hinzu, dass ich von in diesem Genre in der Art noch gar nicht kannte: Experimentelle Steuerung. Aber dazu später.
Den Game Over Bildschirm wird man bei Innsmouth Chronisches öfter zu Gesicht bekommen, was allerdings nicht immer schlimm ist. Es gibt einige Stellen die einfach als Scherz und weil es auch zur Stimmung passt einen sofortigen Tod zur Folge haben. Dass man sich einem solchen Punkt nähert merkt man daran dass der Autosave einspringt.
Deswegen ist das ganze auch gar nicht so schlimm. Man verliert bei diesen Passagen keinen Fortschritt, sie kommen nur selten vor und sind eigentlich auch an den richtigen Stellen, passend zur Story/dem Spiel.
Es gibt allerdings auch andere Passagen, in denen man als Spieler unter Zeitdruck ein Rätsel lösen muss. Und auch wenn das Rätsel wenn man es erst einmal weiß logisch erscheint, so muss man doch dafür etwas suchen, rumprobieren und zack – da ist man schon wieder tot und ist sich hoffentlich sicher ob das was man getan hat zum Ziel führen kann oder total sinnlos war.
Das sind die weniger guten Passagen. Hinzu kommt dass manche Gegenstände in der Umgebung einfach verschwinden, weil sie so klein sind und man für Gewöhnlich eine ganze Latte an Orten hat die man dann absuchen darf. Auch nicht so schön. Na und der letzte Punkt, schlechte Rätsel, bei dem habe ich ein wenig übertrieben. Schlecht sind eigentlich nur wenige der Rätsel. Es kommt aber vor dass man ein Rätsel an dem man bereits arbeitet (erhalte Gegenstand X) erst lösen kann wenn man ein anderes Rätsel gelöst und dadurch eine völlig unabhängige Sequenz getriggert hat, in der einem der Gegenstand quasi in die Hand gedrückt wird. So kann es vorkommen dass man Zeit in ein unlösbares Rätsel versenkt. Auch nicht schön
Das hört sich jetzt in der Summe zwar vernichtend an und kann auch zu der ein oder anderen frustrierenden Erfahrung führen, ist aber auch kein Totalausfall. Im großen und ganzen sind die Rätsel sehr logisch, man weiß wonach man sucht und oft auch wo ungefähr man es finden kann.
Steuerung
Wie bereits erwähnt war Innsmouth Chronicles hier ein wenig experimentierfreudig. Glücklicherweise allerdings nur in einer relativ kurzen Passage.
Über 90% der Zeit spielt sich Schatten über Innsmouth wie ein ganz normales P&C Adventure, dass es ja auch ist. In dieser kurzen Passage allerdings darf man dann die Maustaste rhythmisch Klicken, als QTE mit der Maus in die richtige Richtung fahren oder eben rhythmisch die Maus bedienen. Gelingt einem dies nicht stirbt man den Pixeltot.
Unser Protagonist bewegt sich an die Stelle auf die wir mit der Maus klicken. Wir können Befehle auswählen um ihn Gegenstände aufnehmen oder anwenden zu lassen. Und wenn wir über einen Gegenstand von Bedeutung fahren wird im Normalfall ein Text eingeblendet der den Gegenstand benennt. Im Normalfall, wie gesagt. Manche Gegenstände sind leider so klein, dass die Maus sie nicht so richtig gut erfasst oder der Text einfach nicht rechtzeitig erscheint. Das kann das Spiel dann ein wenig strecken.
Alles in allem aber funktioniert die Steuerung ganz gut.
Design
Keine Angst! Nahaufnahmen wie auf der rechten Seite gibt es glücklicherweise sehr selten. Diese hätte man sich allerdings sparen sollen.
Denn alles in allem sieht das Spiel eigentlich sehr gut aus. Natürlich nur wenn man auf Pixelart und klassische Adventures wie Monkey Island und Maniac Mansion steht.
Und selbst dann kann Innsmouth Chronicles nicht mit den Kultspielen aus dem Hause Lucas Arts mithalten. Das muss es allerdings auch nicht. Die Hintergründe sind stimmig und düster, die Karte klassisch für Lovecraft Spiele und die Charaktere sehen auf die Entfernung gut aus.
Nur die Nahaufnahmen – die hätte man sich sparen sollen…
Sound
Wer die erste Hälfte von Innsmouth Chronicles spielt wird vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Die Musik ist spärlich, wenn auch nicht schlecht. Die Soundeffekte sind okay, wenn auch nicht überragend. Und die Sprachausgabe ist durchweg gut, aber nicht perfekt. Das alles ist durchaus okay, aber nicht besonders stimmungsvoll.
- Anders sieht es dann allerdings in der zweiten Hälfte des Spiels aus. Wenn man Innsmouth einmal betritt, wird die gesamte Atmosphäre schauriger und innsmouthiger, was vor allem an dem Glucksen und Knurren im Hintergrund liegt. Dieser Part wurde besonders schön umgesetzt und hat für mich die Wertung nochmal um einen Punkt angehoben.
Spielspaß
Lohnt sich das Spiel also als gruseliger Rätselspaß für H.P. Fans? Nun ja. Für Fans ist das Spiel sicherlich einen Blick wert, erst Recht wenn man auf Pixelart und die alten Adventure steht. Man sollte allerdings ein wenig Geduld mitbringen, sich im Zweifelsfall nicht zu schade sein um in der Lösung nach zu schauen welchen Pixel man denn nun an welchem Ort übersehen hat und mit ein paar nicht-schaurigen Scherzen klar kommen.
Bis man schließlich den Abspann sieht dauert es für gewöhnlich auch nicht so lange. Wer ohne Lösung arbeitet und auf Pixelsuche geht kann wahrscheinlich 4h oder ein wenig mehr einrechnen. Wer schnell durch das Spiel durchrauscht und entweder gut im Pixelfinden ist oder einfach mal die Lösung aufschlägt darf so mit 1,5-2h rechnen.
Insgesamt ist das Spiel ein klassischer Fall von: „Fans können mal reinschauen, sollten aber nicht enttäuscht sein wenn das Spiel nicht ihren Erwartungen entspricht.“ Alle Anderen Abenteuer finden da draußen eine Menge besserer P&C Adventures aus alter und neuer Zeit.