- Titel: Mit Dynamit und frommen Sprüchen (Rooster Cogburn)
- Dauer: 108 min.
- Erscheinungsjahr: 1975
- FSK: 12
- Genre: Western
John Wayne hat schon viele Charaktere in seinen Filmen gespielt. Vom Soldaten, über den Tierfänger hin bis Kampfpiloten. Doch waren sich die Charaktere die er verkörperte meist sehr ähnlich. John „The Duke“ Wayne verkörperte den typisch amerikanischen Helden. Uns am besten tut er das in einem Western als großer, raubeiniger Kuschelbär, der auf den ersten Blick sich und die Welt hasst, im Grunde seines Herzens aber ein absolut netter Kerl ist.
Story
Und so ist es auch in diesem Fall. Rooster Cogburn ist ein in die Jahre gekommener Marschall, der gerne an der Flasche hängt und lieber einmal zu viel schießt als einmal zu wenig. Für Verbrecher kennt er keine Gnade. Und auch sonst scheint er den Menschen nicht besonders zugetan. Deshalb lebte auch alleine mit seinem chinesischen Freund und seiner Katze und versucht Menschen nur dann aufzusuchen, wenn er sie auf dem Pferd liegend zurück zum Gesetz bringen soll.
Doch der Westen ist in Wandel und mit dem Wandel kommen neue Gesetze und neues Rechtsprechung. Gesetzlose sollen lieber am offiziellen Galgen baumeln, als als kalter Körper dem Richter vorgelegt zu werden. Und so kommt es, dass Rooster gleich zu Beginn des Film ausgemustert werden soll.
Aber was wäre ein solcher Wester ohne John Wayne. Natürlich halten sich die Verbrecher so gar nicht an den Plan des Gesetzes und so spielt ein berüchtigter Bandenchef mit seiner Truppe eine ganze Ladung Nitroglyzerin, die er für einen Bankraub verwenden will. Da sich niemand findet der diese Art von „Manhunt“ mit großer Gefahr für das eigene Leben unternehmen will, wird Marshall Cogburn schon kurz nach seinem unfreiwilligen Ruhestand wieder zurück zur Front berufen. Seine Aufgabe ist es die Flüchtigen diesmal lebend bei Gericht abzuliefern.
Soweit hört sich die Story wie ein Straight Forward Western an. Ist es eigentlich auch. Ein wenig Würze kommt jedoch dazu, als Hawk, der Bandenführer der den Sprengstoff gestohlen hat, einen alten Prediger erschießt. Als Rooster kurze Zeit nach dem Vorfall in Fort Ruby eintrifft ist dessen resolute Tochter Eula Goodnight (Katharine Hepburn) mit ihrem jungen Indianischen Freund gerade dabei den Reverant zu begraben.
Rooster bietet sich natürlich an die Dame und den Jungen zum nächstbesten Ort zu bringen. Doch Ms. Goodnight denkt gar nicht daran den Marshal alleine auf die Jagd ziehen zu lassen. Sie ist fest dazu entschlossen ihren Teil dazu beizutragen, dass dem Mörder ihres Vaters Gerechtigkeit widerfährt. Und wie Rooster im Laufe ihres gemeinsamen Abenteuers feststellen wird, ist die engstirnige Dame hartgesotten genug ihr Unterfangen auch mit Schweiß und Blut umzusetzen.
Und es ist ein Riesen Spaß die Beiden bei ihrem Abenteuer zu begleiten. Eine 09/10 dafür, dass die Geschichte und vor allem die Gespräche zwischen den Beiden so schön und mit einer eigenen Note von Humor sind ohne jemals das Westernfeeling zu verlassen. Der eine Punkt Abzug, weil für meinen Geschmack Katharine Hepburn das ein oder andere Mal zu leicht aus einer Konversation heraus kommt und John Wayne ihr durchaus mehr Paroli bieten könnte. Aber das ist jammern auf hohem Niveau.
Schauspieler
John Wayne und Katharine Hepburn sind zwei Größen für sich, die in diesem Film wunderbar miteinander harmonieren. Wer den „Duke“ aus seinen jungen Filmen kennt, wird oft den großen, höflichen Strahlemann denken, den er ebenfalls wunderbar verkörpert. Doch für mich sind seine Paraderollen noch immer die in denen er der bärbeißige, schwer zu ertragende Menschenhasser ist, der trotz allem ein gutes Herz hat und auszieht die Welt zu retten. Und diese Rolle spielt John Wayne in diesem Film geradezu perfekt.
Vergessen werden sollten nicht Hawk (Richard Jordan) und der sympathische Reed (Anthony Zerbe), der leider auf der falschen Seite steht. Unser Heldenduo wäre nunmal nicht halb so gut, wenn sie nicht die passenden Gegenspieler hätten. Aber auch die Nebenrollen sind in diesem Westernklassiker perfekt besetzt und so macht es einfach nur Spaß den Kampf zwischen Gut und Böse mit Dynamit und frommen Sprüchen zu verfolgen.
Technik
Okay, wenn ich hier von Technik rede, rede ich nicht von cgi oder großen Special Effects. Natürlich gibt hier eine Menge gut gemachter Explosionen und Schusswechsel. Wenn die Gatling-Gun im Wald Bäume köpft frage ich mich ob sie für den Film nicht vielleicht wirklich mit einem MG durch die Zweige geschossen haben. Aber davon rede ich in diesem Fall nicht. Hier rede ich von der Kameraführung und den Landschaftsaufnahmen, die mich schon als Kind beeindruckt haben. Und die heutzutage veraltete Bildqualität tut dem ganzen keinen Abbruch. Der Rest des Films mag Western-Standard sein und eigentlich nicht aus dem Genre-Standard ausbrechen, eine 08-09/10. Doch für diese schönen Aufnahmen gibt es noch den einen Punkt oben drauf.
Musik
Die Filmmusik bewegt sich im hohen Western-Standard. Natürlich sind die klänge episch wenn die Kamera über das weite Land zieht und natürlich sind sie actionreich wenn John Wayne das Blei sprechen lässt.
Die Gatling-Gun poltert, das Nitro explodiert und die Wellen rauschen. Alles macht das was es tun soll.
Und auch die deutsche Synchronisation ist gut gelungen, auch wenn ich wie immer empfehle den Film im englischen Original zu schauen. Aber das war es soweit dann auch. Die Musik setzt hier keinen Akzent und dient lediglich der Untermalung. Das macht sie gut, mehr aber auch nicht.
Spaß
Ich bin bekennender Western-Fan. Das liegt wohl daran, dass ich so viel mit diesem Genre verbinde. Mein Vater war schon ein großer Western-Fan und Fan von John Wayne und wir haben früher oft zusammen Western geschaut und uns an den glorreichen Heldentaten Revolver schwingenden Rechtssprecher erfreut.
Dabei durfte ich vor allem bei den amerikanischen Western zuschauen, da diese meist weniger brutal und weniger dreckig waren als die Italowestern. Trotzdem haben es mit beide Varianten angetan und sehe Clint Eastwood ebenso gerne wie John Wayne. Es würde mich schwer falle mich hier für einen von Beiden hu entscheiden. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass Mit Dynamit und Frommen Sprüchen auf jeden Fall zu meinen Lieblings-Western gehört.
Der raubeinige Marshall steht John Wayne einfach besonders gut und Katharine Hepburn spielt die fromme doch resolute Betschwester, die im wilden Westen zu leben gelernt hat par excellence. So gut sogar, dass sie einem das ein oder andere Mal auf die Nerven gehen wird, was aber durchaus gewollt ist. Ist es doch die Beziehung zwischen den beiden Rohlingen, die einen guten Teil des Schirms dieses Films ausmacht.
Wer amerikanische Western mag kann hier also bedenkenlos zugreifen.